berliner szenen Kindermachpause

Sorgen am Morgen

Die Tage gehen so vorbei. Einmal war es sehr warm schon am Morgen. Anstatt nun, wie gewöhnlich nach dem Aufstehen, Kaffee aufzusetzen, eine Runde um den Block zu gehen, beim Bäcker ein Croissant und ein Brötchen zu kaufen, die Zeitung aus dem Briefkasten zu nehmen und sich, zurück in der Wohnung, zusammen mit Croissant, Kaffee und Zeitung an den Schreibtisch zu setzen, machte ich es diesmal anders: Ich packte den Laptop ein und ging in das italienische Café in der Riemannstraße.

Ich mag dieses Café gern. Einen Herbst lang saß ich hier immer und hatte Zeitung-Sudokus gelöst. Außerdem gibt es schönes italienisches Essen, und alle, die hier arbeiten, sind sympathisch. Aber weil es so gut ist, kommen viele Leute. Und weil so viele Leute kommen, mussten mehr Tische her. Sie stehen jetzt unter Bäumen, irgendwie so, dass das eigentliche Café weit weg ist. Nicht, dass das Bestellte zu spät käme, nur fühlt man sich in der Vormittagssonne etwas lahm. Man war hierhergekommen, um den Tag zu beginnen, und landete in einer Ausruhphase. Die anderen sind Eltern und machen hier Pause vom Kindermachen. Es gibt auch einen, der sagte, sein Beruf sei „Coach“. Alle sitzen viel zu unaufgeregt hier. Weil man schon draußen ist, gibt es kein belebendes Aus-der-Tür-Rein-und-Raus-Gehen. So kann man nicht wach werden!

Später wechselte ich ins Yorckschlösschen. Dort gibt es auch W-Lan, und die belebende Yorckstraße war nahe. Jemand im weißen Hemd guckte sich Akten an. Ich machte den Laptop an, kam mir wie immer mit Laptop im öffentlichen Raum etwas idiotisch vor und konnte mich auch hier nicht konzentrieren. Der Himmel über meinem Kopf und was er da macht mit seinen Wolken war schuld! DETLEF KUHLBRODT