Ein unverhofftes Lob für Hans-Peter Friedrich

AFD Die Rechtspopulisten springen dem CSU-Politiker zur Seite und grenzen sich im selben Atemzug von ihm ab

BERLIN taz | Der Feind stimmt zu: Während Hans-Peter Friedrich (CSU) für seine Merkel-Schelte teils heftige Kritik aus der Union erntet, erhält er aus der AfD ein unverhofftes Lob. „Herr Friedrich hat durchaus Recht, wenn er Frau Merkel vorwirft, sie sei unter anderem mitverantwortlich für unser Erstarken“, sagte am Montag Alexander Gauland, stellvertretender Vorsitzender der AfD und zuvor langjähriges CDU-Mitglied. Der Bundeskanzlerin warf er vor, sie habe ihre Partei „von ihrem ursprünglichen Kern hinein in ein inhaltliches Vakuum geführt“. Nicht nur der Erfolg seiner Partei sei eine Folge davon, sondern auch das Erstarken der islamfeindlichen Pegida-Demonstrationen, die Gauland als „friedlichen Protest vieler tausender Menschen gegen die Politik der Bundesregierung“ bezeichnete.

Gegen eine Politik also, an der Friedrich selbst nicht ganz unschuldig sei: „Schließlich war er maßgeblich an den Koalitionsverhandlungen beteiligt, bei denen sich die Union von den Sozialdemokraten hat vereinnahmen lassen“, sagte Gauland weiter – und war damit auch schon am Ende mit seinem Lob für den ehemaligen Innenminister. Die Botschaft ist klar: Das Original findet der Wähler in der AfD; vermeintliche Hardliner aus der Union sind dagegen nichts weiter als eine schlechte Kopie.

Für die Abgrenzung von CDU und CSU hat Gauland einen guten Grund: Zwei Monate vor den Bürgerschaftswahlen in Hamburg und fünf Monate vor denen in Bremen schaltet die AfD schon wieder in den Wahlkampfmodus. Analysen der Wahlen der vergangenen eineinhalb Jahre zeigen, dass die AfD andernorts tatsächlich zehntausende Stimmen von ehemaligen Unionswählern erhielt. Würden CDU und CSU nun wieder weiter nach rechts rücken, wie es Friedrich empfiehlt, wären solche Stimmen in Gefahr.

Dass die AfD ihren Erfolg ausschließlich Erzkonservativen verdankt, die Merkel mit ihrem Mitte-Kurs verprellt hatte, stimmt dagegen nicht. Bei der Bundestagswahl 2013 etwa, als die Partei nur knapp an der Fünfprozenthürde scheiterte, erhielt sie den Großteil ihrer Stimmen von ehemaligen FDP-Wählern (430.000). Die zweitmeisten Stimmen (340.000) wanderten von der Linkspartei zur AfD, dabei handelt es sich laut Wahlforschern vor allem um solche von Protestwählern. Im Vergleich dazu schwenkten relativ wenige Unionswähler auf die Rechtspopulisten um. Beachtlich ist die Zahl trotzdem: Sie liegt bei 290.000. TOBIAS SCHULZE