sommerliche entführungssaison: aufhören, wenn es am schönsten ist
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Langsam geht die diesjährige Entführungssaison zu Ende. Den abschließenden Höhepunkt lieferte gestern noch einmal die Befreiung einer laut Bild „schwangeren Geisel“ im finsteren afghanischen Kabul. Ein letztes Mal bot der Reißer um eine gute christliche Mutter und die bösen muslimischen Gangster Stoff für bluttriefende Schlagzeilen und klebrig mitfühlende Kommentare. Vor Jahren eingerichtet vor allem für die Redaktionen von Bild, Stern und Spiegel, um das Sommerloch zu überstehen, ist die Entführungssaison heutzutage nicht mehr wegzudenken aus dem Mediengeschäft. Angefangen hatte alles im Jahr 2000 mit der sympathischen Familie Wallert, die von bösen Banditen auf den Philippinen in ihre Gewalt gebracht wurde. Daraus haben alle Beteiligten gelernt. Heute arbeiten Geiselnehmer und Geiselverwerter eng zusammen, beide sind sich bewusst, dass sie geschäftlich aufeinander angewiesen sind. Aber allen Beteiligten ist auch klar: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: „Geiseln, Gangster und Millionen!“