AM SCHLESISCHEN TOR
: Lecker Innereien

Lunge wollte ich schon immer probieren

Es war ein Samstagabend vor dem Schlesisch Blau, dem hübschen kleinen Lokal am Schlesischen Tor. Wir saßen draußen in der lauen Sommerluft. Der Holztisch stand direkt neben einer Bushaltestelle. Es war lustig, den Bussen zuzuschauen, wie sie Menschen zum Greifen nah ausspuckten und verschluckten.

Im „Schlesisch Blau“ gibt es Vier-Gänge-Menüs für 17 Euro. Den ersten Gang, Kraut- oder Kartoffelsuppe, holen sich die Gäste selbst aus großen Töpfen im Gastraum. Die Krautsuppe war völlig in Ordnung, auch der grüne Salat mit Zitronenessig danach. Hauptgerichte standen in überschwänglicher Schrift auf einer Tafel. Irgendwas mit Maultaschen und Lammbüchele, Lammbäuchele oder so. „Lamm was?“, fragte ich den Kellner. „Lammlunge“, klärte er mich auf. Oha. „Das nehme ich!“ Lunge wollte ich schon immer mal probieren. „Du bist die Erste, die das bestellt!“, freute er sich.

Eine halbe Stunde später stand vor mir ein Teller mit gegartem roten und grünen Gemüse und dutzenden von dunkelbraunen Fleischstücken. Die schmeckten leicht säuerlich, sehr zart und passten wunderbar zu dem lieblichen Gemüse. Ich strahlte den Kellner an und schickte begeisterte Grüße in die Küche. „Wenn der Koch drauf sitzen bleibt“, rief ich, „nehme ich was mit nach Hause!“ Kurz darauf knallte der Koch ein Plastikeimerchen auf den Tisch. Fast ein Liter Lammlunge!

Ich trug das Eimerchen mit zum Absacker in die Cake Bar und nahm es dann mit nach Haus. Am nächsten Tag aß ich eine Portion zum Mittag. Es war so gut wie beim ersten Mal! Einen Tag später kredenzte ich einer Tante und einem Onkel eine Vorspeise, von der ich ihnen nicht verriet, was es war. Vorsichtig aßen sie und fanden es absolut schmackhaft. Wiederum einen Tag später verspeiste ich wehmütig den Rest. Adiós Lammlunge! Danke, Schlesisch Blau! BARBARA BOLLWAHN