DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (1)
: Im Digitalen verappt

VORSCHAU Über Ewald Lienens neuen Zettel, einen kroatischen Glückspilz und die neue Karriere des ehemaligen Dortmunder Fußballspielers Marco Reus

Berlin/Lausanne, 2. Januar: Täuschungsmanöver gelungen: Nach dem unerwarteten Erscheinen dieser Monatsrubrik (siehe taz vom 27. Dezember) schickt Olympia-Boss Thomas Bach ein Dankesmemo: „Gut, dass Sie, werte treue taz, die Sportwelt nicht im Stich lassen.“ Nur Bundespräsident Gauck, so seine Sprecherin, die Ex-tazlerin Ferdos Forudastan, sei „nachhaltig indigniert“.

Buenos Aires, 4. Januar: Wegen Terrorwarnungen („!no pasaran, automovilistas!“) wird die Südamerika-Rallye Dakar kurzfristig abgesagt. „Das war es wohl mit diesem albernen Unfug“, jubelt Greenpeace Argentina. Empört lehnen die Fahrer Vorschläge ab, die Dakar demnächst zu Fuß zu absolvieren oder auf E-Bikes: „Eher starten wir auf dem Mond.“

Henstedt, 10. Januar: Im Testmatch bei Oberligist SV Henstedt-Ulzburg (0:0) testet St-Pauli-Coach Ewald Lienen sein neues Tablet, um sich spielbegleitend Notizen zu machen. Das Weihnachtsgeschenk von Gattin Rosi („Damit das mit dem Verzetteln endlich ein Ende hat, Schatz“) ist Lienens neues Spielzeug. Hingerissen vergisst er das Spiel, appt sich beschwingt durchs Web und sitzt im Schneesturm noch eine Stunde nach Abpfiff („Trainer, wir sind schon geduscht“) auf der Bank beim „Fifa 15“-Spiel. „Vollebbe statt Höhenflug: Eismann Lienen im Digital verappt“, dichtet die Morgenpost.

Zürich, 12. Januar: Nach Manuel Neuers Nichtwahl zum Weltfußballer 2014 melden Agenturen „gravierende Streitigkeiten“ beim FC Bayern. Der Torwart verlange Nachverpflichtungen für den Abwehrbereich aus Münchner Kreisligen, damit er sich häufiger auszeichnen könne. Nörgler Matthias Sammer nennt das Ansinnen „schieren Egoismus, dem FC Mia unwürdig“.

Lusail/Doha, 24. Januar: Zum ersten „offiziellen Weltmeisterschafts-Unspiel“ kommt es bei der Handball-WM in Katar: Nicht wegen der frostigen 45 Grad Celsius (+) in der Halle, sondern weil statt Deutschland gegen Saudi-Arabien eigentlich die Emirate gegen Australien hätten antreten müssen. Die Emirate hatten die WM inoffiziell boykottiert („schlechte Vorbereitung“) und die Aussies („kein anerkannter Kontinentalverband“) eine Ausladung vom Funktionärsbund bekommen. Die Wildcard-Deutschen gewinnen 38:13. Australien freut sich über seinen ersten WM-Stellvertretersieg.

Maranello, 27. Januar: Kurz vor Ende der Transferperiode wechselt Marco Reus (in England trotz seines Aston Martin seltsamerweise „Rolls Reus“ genannt) von Borussia Dortmund zu Ferrari. Dort soll er „behutsam an die Aufgaben als Rennwagenpilot“ herangeführt werden. Reus zählt die Vorteile seines Disziplinenwechsels auf: „Im Motorsport kann man jedes Jahr Weltmeister werden. Formel 1 ist nicht so verletzungsanfällig. Und zur Ausbildung gehört langfristig sogar ein eigener Führerschein.“ Der BVB goutiert die Rekordablöse: „Die lächerlichen 25 Millionen laut Vertrag bezogen sich nur auf den Fußballbereich.“

Doha, 29. Januar: Nach der bislang so erfolgreichen Handball-WM ohne Hitzetote in Katar erwägt das Fußball-WM-Land auch den alpinen Skizirkus an den Golf zu locken. „Ein bisschen Schneepiste zu backen, ist für unsere klugen Ingenieure kein Problem“, sagt Sportminister Abdul Ibn bin Ice, „danach stehen die Olympischen Winterspielen in Katar auf der Agenda.“ Der Wüstenstaat habe gewaltige Standortvorteile: „Wir können jederzeit, auch kurzfristig, ein paar hunderttausend Arbeitskräfte shoppen gehen.“

Wolfsburg, 30. Januar: Nach sechs Wochen Flaute gelingt dem FC Bayern mit 4:1 bei Scheinverfolger VWfL Wolfsburg endlich wieder ein Bundesliga-Sieg. Ivica Olic schafft mit dem Gegentor in der Nachspielzeit schon seinen zweiten Saisontreffer gegen den FC Übermacht und wird vorab zum „Torschützenkönig h. c. 2014/15“ ernannt. Ärgerlich für Fastweltfußballer Neuer: Sein geheimer Antrag auf Arbeitslosengeld I wird von den Behörden wegen des Gegentreffers abgelehnt.

Leverkusen, 31. Januar: Borussia Dortmund hält statt nur neun Sekunden wie im Hinspiel dieses Mal volle neun Minuten ein 0:0. Nach dem 0:3 ist der BVB jetzt wirklich Letzter. Coach Jürgen Klopp lobt nachher seine torlosen Torjäger Henrik Mkhitarjan und Shinji Kagawa, die „schon weit weniger weit vorbeigezielt“ hätten als in der Hinrunde: „Ein klarer Aufwärtstrend. Wir bleiben hartnäckig trotz der knappen Niederlage.“ Schalke reagiert postwendend: „Die irren Lüdenscheider sind sich für nichts zu schade: Jetzt erringen sie schon eine Knappen-Niederlage.“ BERND MÜLLENDER