OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

In seiner Autobiografie „Million Dollar Movie“ zitiert der britische Regisseur Michael Powell einige der Kritiken, die 1960 zu „Peeping Tom“ erschienen waren, seinem Thriller um einen Psychopathen, der die Todesangst seiner Opfer filmt, während er sie mit einem Stilett im Kamerastativ ermordet: „krank und schmutzig“, „pervertierter Unsinn“ und „bösartig“ lauteten die Urteile. Ein gewisser Derek Hill meinte gar, dass ein Gestank auch dann zurückbliebe, wenn man den Film im Abfluss wegspülen würde – dem einzig sinnvollen Umgang damit. Denn schließlich wurde hier der Mörder als ein tragischer und ansatzweise sogar romantischer „Held“ präsentiert, für dessen psychische Störung der Film einiges Verständnis aufbringt – wurde der voyeuristische Killer doch seinerseits vom Vater (gespielt von Powell selbst) mit ständiger Kameraüberwachung gequält. Die Moralvorstellungen der Gesellschaft waren augenscheinlich andere als heute, zudem aber betrachtete man Thriller und Horrorfilme eben generell als niedere Exploitation-Genre. Dem zeitgleich erschienenen „Psycho“ von Alfred Hitchcock erging es von Seiten der Kritiker kaum besser – nur dass sich weder er noch der Verleih oder das Publikum davon sonderlich beeindrucken ließen. Ganz anders bei „Peeping Tom“: Der Verleih zog den Film zurück, Michael Powells Karriere war praktisch ruiniert, wie auch die von Hauptdarsteller Karlheinz Böhm. Wie sehr sich die Kritiker seinerzeit geirrt hatten, wurde deutlich, als „Peeping Tom“ in den 1970er-Jahren auf Betreiben von Martin Scorsese auf dem New York Film Festival wieder aufgeführt wurde und sofort Anerkennung erfuhr als ein Film, der die Mechanismen seines Genres auf intelligente Weise reflektiert: Die subjektiven Einstellungen aus der Sicht des Mörders machen das Publikum selbst zum Voyeur.

China im Jahr 1913: Drei Frauen bilden in Peking eine Zufallsgemeinschaft, in der sie bald einen Spionageauftrag am Hals haben, von dem nichts Geringeres als das Wohl der Demokratie abhängt. In „Peking Opera Blues“ (1986) setzt Hongkong-Regisseur Tsui Hark die Geschichte um den Diebstahl eines wichtigen Dokuments als farbenprächtige Ausstattungsrevue mit viel Action, Musik, Melodrama und Slapstick in Szene. Als großes Plus des fernöstlichen Kinos erschien mir stets die Selbstverständlichkeit, mit der Frauen dort als Actionheldinnen auftreten: Bang, Whaam – sie schlagen und treten allemal so gut wie Männer.

Einer der wichtigsten Grundsätze des Piratenfilms ist, dass seine Protagonisten immer voll und ganz in ihrem Dasein als Pirat aufgehen müssen – egal, ob sie eigentlich gekommen waren, um die Piraten zu bekämpfen, oder welcher Zufall sie sonst dort hingeführt haben mag. Allem Special-Effects-Spektakel zum Trotz hat Regisseur Gore Verbinski dies in seiner „Pirates of the Caribbean“-Trilogie verstanden, und so bietet auch der letzte Teil „Am Ende der Welt“ Intrigen, Lug und Trug en masse um Captain Jack und seine Freunde und Feinde, was – wie der Wind gerade steht – durchaus die selben Leute sein können. LARS PENNING

„Peeping Tom“ (OmU) 25. 8. im Arsenal 2

„Peking Opera Blues“ 23. 8. im Freiluftkino Schwarzenberg

„Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ 23.–29. 8. im High End; 26. 8. im Thalia