OLIVER JUNK, OBERBÜRGERMEISTERKANDIDAT
: Der Mann aus dem Süden

■ 35, CSU-Kreisvorsitzender in Bayreuth, geht in Goslar für die Schwesterpartei ins Oberbürgermeisterrennen.

Man sollte meinen, der Posten des jungen, aufstrebenden Juristen sei in der CSU derzeit unbesetzt. Oliver Junk, in Bayreuth Kreisvorsitzender und Stadtratsfraktionschef der Partei, zieht es trotzdem weg. Im niedersächsischen Goslar tritt er bei der Kommunalwahl am Sonntag für die CDU als Oberbürgermeister-Kandidat an.

Bundesweit hat die Goslarer CDU Kandidaten gecastet – und schließlich bei dem 35-Jährigen angefragt. Der spricht von einer „reizvollen Chance“, hat seit Anfang Juli eine Ferienwohnung in der Stadt im Harz. „Meine Brille“, sagt er, „kennt mittlerweile jeder.“ Die Zahl seiner FreundInnen bei Facebook ist seitdem von etwa 400 auf knapp 1.430 gestiegen. Junk setzt besonders auf die Jugend in der Stadt, deren Bevölkerung bis 2025 Prognosen zufolge überaltern und um 15 Prozent schrumpfen wird. Kaum einen Jugendlichen soll er bei seinen Freundschaftsanfragen ausgespart haben, ist zu hören. Und dass nicht alle davon begeistert gewesen seien.

Wahlkampf hat Junk auch nötig: Sein aussichtsreichster Gegenkandidat, Christian Eberl von der FDP, stammt aus dem Nachbarkreis Northeim und ist als Ex-Staatssekretär im Umweltministerium landesweit bekannt. In Goslar stellen ihn SPD, Grüne und FDP gemeinsam auf. Nachdem Ex-SPD-Oberbürgermeister Henning Binnewies im April von rund 90 Prozent der GoslarerInnen abgewählt worden war, wollte man einen fraktionsübergreifenden Kandidaten. Die CDU spielte nicht mit: Der 57-jährige Eberl habe seinen „Zenit längst überschritten“, heißt es dort. Dagegen verspreche der Bayern-Import „neuen Schwung.“

Seit 20 Jahren macht Junk schon Politik, hat von der Jungen Union bis zum CSU-Kreisvorsitzenden alle Stationen mitgenommen. Nebenbei hat er in Jura promoviert, eine Familie gegründet und sich als Unternehmer engagiert. In Bayreuth galt er vielen als CSU-Hoffnungsträger und künftiger Landtagsabgeordneter. Vor allem parteiintern soll er gute Arbeit geleistet haben. Sein Auftreten im Stadtrat beschreiben Mitglieder indes als „farblos und oft reichlich naiv“.

Zu Goslar fällt Junk derzeit noch nicht viel ein: Die Jugend wolle er „an den Ort binden“, die „Hinterzimmer-Politik“ der Ära Binnewies beenden. Er ist sich dennoch sicher, dass das reicht: „Ich spüre in Goslar eine große Sehnsucht nach einem politischen Neuanfang.“

Seine Ämter in Bayreuth hat Oliver Junk noch nicht aufgegeben: Bei einer Niederlage, erklärt er, gehe er dorthin zurück. THA