Willkommen ist was anderes

CONTAINER FÜR FLÜCHTLINGE

Die Integration wird auch durch die schiere Größe der Einrichtung erschwert

Weihnachten sind die ersten Flüchtlinge eingezogen im ersten Containerheim der Stadt. Und die Gebäude aus dreistöckig übereinandergestapelten Wohnwürfeln, die nun in Köpenick am Waldrand stehen, sehen gar nicht mal schlecht aus: Alles ist sauber und neu, die Einrichtung spartanisch, aber freundlich. Wenn man einmal drin ist, merkt man nicht einmal, dass das Haus aus Containern besteht. Und doch haben Kritiker recht, die sagen, solche Heime seien „nicht menschenwürdig“.

Natürlich hat so ein Neubau mehr Wohnqualität als baulich veraltete und räumlich ungeeignete ehemalige Schul- oder Bürogebäude – in denen Flüchtlinge auch leben müssen. Rein technisch dürften die Containerbauten die Erfordernisse einer menschenwürdigen Unterkunft erfüllen: Es gibt 9 Quadratmeter Platz pro Erwachsenen, für 15 Menschen eine Dusche und ein WC, fünf Herde auf 60 Personen, 10 Waschmaschinen und 10 Trockner für 400 Flüchtlinge. Es gibt Sozialarbeiter, Kinderbetreuer und mit dem Internationalen Bund einen Betreuer, der erfahren genug und willig scheint, die Menschenwürde der Bewohner zu achten.

Doch zur Menschenwürde gehört auch die Möglichkeit, sich zu integrieren, wie alle anderen zu leben, nicht stigmatisiert zu werden. Dies aber wird schwer werden für die Bewohner des Containerdorfs.

Zum einen weil der Bau, so neu und bunt die Metallwürfel auch aussehen, zwischen den Plattenbauhochhäusern, Betonklötzen und Waldstücken wie ein Ufo aussieht. Die Container sind ein Fremdkörper im Stadtviertel, der noch dazu durch seine Leichtbauweise der ganzen Veranstaltung einen provisorischen Charakter gibt – und damit signalisiert, dass seine Bewohner irgendwie anders sind und bald wieder gehen werden.

Die Integration wird aber auch durch die schiere Größe der Einrichtung erschwert: Bei 400 Bewohnern kommt es schneller zu Konflikten – unter den Flüchtlingen wie auch mit der Nachbarschaft. 400 neue Nachbarn fallen überall und in jedem Gebäude auf, noch dazu wenn sie anders aussehen und kaum oder gar kein Deutsch sprechen.

Doch Politik und Bürokratie favorisieren große Unterkünfte, sie gelten als billiger und leichter zu verwalten. So kommen die Containerdörfer, wie dieses erste in Köpenick, alle an den Stadtrand – dorthin, wo das Land genügend große Grundstücke besitzt. Dafür nimmt man in Kauf, dass die Flüchtlinge dort einer offenbar weitgehend feindlich gesinnten Bevölkerung ausgesetzt sind, dass Beratungsstellen, Anwälte, Kulturangebote, eigentlich alles, was Flüchtlinge brauchen, nur unter großem zeitlichem Aufwand zu erreichen ist.

Soll man darauf etwa auch noch achten? Das wäre wohl zu viel der Menschenwürde.

SUSANNE MEMARNIA