Linke im Winterloch

Manchmal wäre die Linke gerne eine ganz normale Partei. Eine, die wie alle anderen mit schnell vergessenem Unfug im Sommer- und Winterloch für Schlagzeilen sorgt. Parteichefin Katja Kipping hat deshalb im August die Idee eines staatlichen Urlaubsgeldes für Ärmere ventiliert. Jetzt, zwischen Weihnachten und Neujahr, brachte Sabine Zimmermann (Foto), arbeitsmarktpolitische Sprecherin der linken Bundestagsfraktion, den nächsten Vorschlag ins Spiel: Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, sollen in der Woche nachgeholt werden. Eine hübsche Idee, die Arbeitnehmer und Linkspartei-Wähler freut. Exkanzler Helmut Kohl aber würde sie wohl noch einmal seine These vom „Freizeitpark Deutschland“, in dem niemand mehr richtig arbeiten will, bestätigen.

Für Ideen muss man Bündnispartner suchen. Und wenn es geht, sollten sie erst auf kleiner Bühne erprobt werden. Feiertagsrecht ist Landesrecht. Im Thüringen, wo die Linke seit vier Wochen eine Regierung mit SPD und Grünen bildet, steht aber im Koalitionsvertrag kein Wort zu Ersatzfeiertagen. Und es wird, darauf darf man wetten, auch im nächsten Bundeswahlprogramm der Linken keines dazu stehen. Ebenso ist von Kippings staatlichem Urlaubssponsoring nichts mehr zu hören. Manchmal bedeutet Politik eben nicht das Bohren harter Bretter, sondern die Inszenierung von Stürmen im Wasserglas.

Abgelehnt wurde Zimmermanns Idee postwendend übrigens von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. „Die Politik sollte nicht in den Kalender eingreifen“, sagte sie. Fahimi hatte nach Weihnachten selbst für Schlagzeilen gesorgt: mit der Forderung nach Wahlwochen samt Urnen in Einkaufszentren, auf dass die Wahlbeteiligung wieder steige. Auch so ein Vorschlag, der nicht bis 2017 hält. MARTIN REEH