Kein „Nein“ zum Zentral-Abi

Bremens Bildungssenatorin kann sich nicht zu einem klaren „Nein“ in der Debatte um ein bundesweites Zentralabitur entschließen – Bremer SPD und Grüne sind aber klar dagegen

von Felix Zimmermann
und Jan Zier

Bremens neue Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) will kein bundesweites Zentralabitur – aber so ganz sicher ist das nicht. „Es gibt so viel Uneinheitlichkeit in den Bundesländern, bevor das nicht geregelt ist, halte ich davon nichts“, sagt Jürgens-Pieper gestern auf Nachfrage der taz. Einerseits. Andererseits hatte sie, als sich CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp Anfang der Woche die Initiative mehrerer unionsgeführter Landesregierungen anschloss, das bundesweite Zentralabitur als Ziel nicht abgelehnt.

Zwar würde die Senatorin der CDU-Idee „nicht freudig zustimmen“, ließ ihre Sprecherin Karla Götz gestern verlauten. Die Senatorin befürchte, Prüfungsstoffe könnten auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verengt werden, so dass am Ende im Deutschunterricht alle dasselbe lesen würden. Zum Beispiel. Aber sie wolle sie sich „der Debatte nicht verschließen“.

Klare Absagen klingen anders. Etwa so, wie die des bildungspolitischen Sprechers der Bremer SPD-Fraktion, Mustafa Güngör: „Deutschland braucht nicht einheitliche Prüfungen“ erklärte der. Bundesweit identische Abiturprüfungen seien „der falschen Weg“.

Die grünen Koalitionspartner sind in der Frage festgelegt wie die Bremer SPD-Fraktion: Sie lehnen das Einheits-Abitur ab und wollen laut ihrer bildungspolitischen Sprecherin Anja Stahmann „nicht jedem Abiturienten die gleichen Fragen stellen“. Sie fordern die Bundesländer auf, sich zunächst auf gemeinsame Bildungsziele zu verständigen.

Teile der Bundes-SPD haben sich ebenfalls schon klar für oder gegen das Einheits-Abitur ausgesprochen: Die rot-schwarze Koalitionsregierung in Schwerin hat es als Ziel in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, der Staatssekretär im brandenburgischen Bildungsministerium, Burkhard Jungkamp (SPD), kann es sich „als Fernziel durchaus vorstellen“.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) dagegen nennt das Zentralabitur „nicht praktikabel“, Hessens SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti will es in ihrem Bundesland wieder abschaffen, wenn sie dort eines Tages regieren sollte. Lehrerverbände lehnen das Zentralabitur ebenfalls ab.

Berlin und Brandenburg streben nach Angaben des Präsidenten der Kultusministerkonferenz, Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), für 2010 ein gemeinsames Zentralabitur an. Beide Landesregierungen stimmen ihre Lehrpläne allerdings schon länger miteinander ab.

In Bremen gibt es in diesem Jahr erstmals ein landesweites Zentralabitur im dritten Prüfungsfach. In den beiden Leistungskurs-Fächern gibt es im kommenden Jahr erstmals ein landesweit einheitliches Abitur, 80 Prozent der Aufgaben sollen dann laut Ressortsprecherin Karla Götz einheitlich und zentral gestellt werden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht dieser Entwicklung nach Angaben ihres Landesvorstandssprechers Christian Gloede-Noweck „sehr skeptisch“ entgegen. Dies lenke von „entscheidenden Fragen“ ab. Notwendig seien kleinere Klassen, mehr Lehrkräfte und mehr Ganztagesschulen. Vor allem aber müsse mehr Geld in Bildung investiert werden. Die gegenwärtige Diskussion führe „zu nichts Sinnvollem“, so Gloede-Noweck. Die CDU will das Thema auf der nächsten Kultusministerkonferenz erörtern.