Ruben Herzberg, Gemeindevorsitzender
: Der Reformer

RUBEN HERZBERG, 56, leitet ein Reformgymnasium und nun auch die Jüdische Gemeinde in Hamburg Foto: privat

Ruben Herzberg ist derzeit ein gefragter Mann. „Jetzt warten wieder Leute auf mich“, sagt er, nachdem er aus dem Auto heraus ein Fünf-Minuten-Interview gegeben hat. „Rufen Sie in zwei Stunden wieder an.“

Seit dem späten Mittwochabend ist Herzberg der neue Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Er sagt, sein erstes Ziel sei, „wieder Frieden und Gelassenheit“ in die Gemeinde zu bringen. Das dürfte auch nötig sein, denn seiner Wahl war ein monatelanger Machtkampf vorausgegangen, in dem Herzberg seinen Vorgänger, den CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Andreas Wankum, offen kritisiert hatte. „Undurchsichtiges Finanzgebaren“ warf er Wankum vor. Der revanchierte sich, indem er den Pädagogen Herzberg von seinem Posten im Landesschulbeirat abberief.

In Hamburg ist Herzberg vor allem als Kämpfer für die Ganztagsschule bekannt. Mit der Klosterschule im Stadtteil St. Georg leitet er ein Reformgymnasium, in dem nach seinen Worten die Lehrer „nicht mehr Fächer, sondern Schüler unterrichten“ sollen. Der 45-Minuten-Rhythmus ist in der Klosterschule zugunsten von Doppelstunden abgeschafft, die Zeiten orientieren sich am Biorhythmus.

Herzberg, der in Haifa geboren wurde und mit sieben Jahren nach Deutschland kam, möchte die als orthodox geltende Gemeinde zu „einem Dach für alle Juden in Hamburg“ machen, unter dem auch die „Religionsfernen“ unterkommen können. „Jüdisch sein bedeutet nicht unbedingt, religiös praktizierender Jude zu sein“, sagt Herzberg, der sich selbst als „nicht orthodox“ bezeichnet.

„Ich erwarte eine sehr gute Zusammenarbeit“, sagt der Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg, Felix Epstein. Dass seine Gemeindemitglieder nun zu der großen Schwestergemeinde überlaufen könnten, befürchtet er aber nicht. „Die Leute, die moderne Rituale wollen, bleiben bei uns.“

Tatsächlich wird wohl auch der neue Vorsitzende nichts an der orthodoxen Praxis der Jüdischen Gemeinde ändern. „Männer und Frauen sind bei uns traditionell getrennt“, sagt Herzberg. „Das ist so.“ WIE