leserpost
:

Wenn Alte erzählen

■ betr.: „Mäzen und Kriegstreiber“, taz.bremen v. 29. 12. 2014

In der Tat: Man sollte zwischen den Zeilen genauer zuhören, wenn Alte erzählen! Dann kann man den ausgegorenen Schwachsinn, dass Menschen wie Goette [die Privatsekretärin von Ludwig Roselius, Anm. d. Red.], die sich zumindest in den Peripherien der Macht bewegten, von den deutschen Verbrechen nichts mitbekamen, auch als solchen identifizieren.

Eine unpolitische, ausschließlich mit Volksschulbildung gesegnete circa 22-jährige Putzhilfe des Aachener Cafe Vaterlandes (Soldatengasthaus in Aachens Zentrum, heute McDonald‘s) kam bereits 1942 zu dem Urteil, dass die am Elisenbrunnen zusammengetriebenen Aachener Juden „mit Sicherheit umgebracht“ werden würden.

Womöglich waren sich viele der Existenz systematischer Vernichtungslager nicht bewusst. Dass im Namen Deutschlands gemordet und gemetzelt wurde, wusste jeder Erwachsene, der seine Tassen einigermassen im Schrank hatte.  TANO, taz.de