UNTERM STRICH

Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq rechnet schon bald mit einer rechtsextremen Präsidentin in Frankreich. „Marine Le Pen erscheint mir für 2022 ziemlich wahrscheinlich, sogar schon für 2017“, sagte der 56-jährige Autor, der mit Romanen wie „Elementarteilchen“, „Ausweitung der Kampfzone“ und „Plattform“ bekannt wurde, im Hinblick auf die Vorsitzende der rechtsextremen Partei Front National. In seinem neuen Roman „Unterwerfung“, der in Deutschland am 16. Januar erscheint, wird hingegen ein radikaler Muslim zum Präsident Frankreichs gewählt. Das Szenario seines Buches sei aber zunächst „nicht sehr wahrscheinlich“, so Houellebecq. Einer der Gründe sei: „Erst einmal müssten sich die Muslime untereinander verstehen.“ Muslime lebten in Frankreich in einer „schizophrenen Wirklichkeit“: Sie seien etwa bei der Homo-Ehe weit von Linken und Grünen entfernt, hätten allerdings auch keine Gründe, rechte oder gar rechtsextreme Parteien zu wählen. Die Muslime aus Frankreich oder Deutschland, die sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anschließen, seien „stark durch Gewalt motiviert“, so Houellebecq. Sie bildeten zwangsläufig eine Minderheit: „Das ist ja kein Vergnügen, der Dschihad in Syrien.“ Zur „politischen Fiktion“ seines Romans sagte der Autor, der sich selbst inzwischen als Agnostiker und nicht mehr als Atheist sieht: „Ich glaube, es gibt ein echtes Bedürfnis nach Gott und dass die Rückkehr des Religiösen kein Slogan ist, sondern eine Realität, die uns nun gerade mit erhöhter Geschwindigkeit einholt.“