Demonstranten stürmen Israels Botschaft

NAHOST Drei Tote und über 1.000 Verletzte. Botschaftspersonal aus Kairo abgezogen. Israel und Ägypten suchen Deeskalation

KAIRO/TEL AVIV dpa/taz | Trotz des Sturms ägyptischer Demonstranten auf die israelische Botschaft in Kairo versuchen beide Staaten eine Eskalation zu verhindern. In Jerusalem wurden die massiven Krawalle als „schwerwiegender Vorfall“ verurteilt und zugleich Entspannungssignale an Ägypten gesandt. Die Regierung in Kairo kündigte ein hartes Durchgreifen gegen Demonstranten und den besseren Schutz diplomatischer Vertretungen an.

Gewalttätige Demonstranten hatten in der Nacht zum Samstag die israelische Botschaft in Kairo gestürmt. Bei den Krawallen wurden drei Ägypter getötet und mehr als 1.000 verletzt, Israelis kamen nicht zu Schaden. Sechs Mitarbeiter der Vertretung mussten von ägyptischen Spezialkräften evakuiert werden. Das Botschaftspersonal wurde danach nach Israel ausgeflogen.

Seit Wochen war es vor der Botschaft wiederholt zu Protesten gekommen. Auslöser war der Tod von fünf ägyptischen Polizisten. Israelische Sicherheitskräfte hatten sie bei der Verfolgung von Terroristen an der ägyptisch-israelischen Grenze vor drei Wochen versehentlich erschossen. Israel äußerte offiziell sein Bedauern über den Vorfall.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag in Jerusalem, Israel berate mit Ägypten über die Rückkehr seines Botschafters und der anderen Diplomaten nach Kairo. Netanjahu betonte: „Ich bin froh, dass es auch andere Stimmen in Ägypten und der Führung gibt, die den Frieden weiterbringen und bewahren wollen.“

Netanjahu dankte den ägyptischen Sicherheitskräften für die Rettung israelischer Diplomaten. Er verglich die politischen Umwälzungen in der arabischen Welt mit einem historischen Erdbeben. „Wir müssen ruhig und verantwortungsbewusst handeln“, wandte sich Netanjahu an seine Landsleute.

Ägyptische Sicherheitskräfte stürmten am Sonntag die Räume des ägyptischen Ablegers des Nachrichtensenders al-Dschasira. Die TV-Station verfüge über keine Genehmigung, hieß es zur Begründung.

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