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Archiv-Artikel

Viel Gegenwind für Bärgida in Mitte

PROTEST Tausende gehen am Montag gegen den Pegida-Ableger Bärgida auf die Straße. Zur Demonstration der Rechten kommen weniger

Die Ankündigung einer Pegida-Veranstaltung auch in Berlin hat am Montag Tausende Gegendemonstranten mobilisiert. Sie zogen durch Mitte oder versammelten sich am Brandenburger Tor, um ihren Unmut über Bergida (Berliner Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes) zum Ausdruck zu bringen. Zur Demonstration von Bärgida selbst kamen deutlich weniger: Rund 200 Menschen versammelten sich am frühen Abend vor dem Roten Rathaus, begleitet von zahlreichen Journalisten.

Darunter waren einige stramme Glatzköpfige, aber auch eher bürgerlich wirkende Leute. Die Männer waren in der Mehrheit. Einige trugen Deutschlandfahnen, jemand hielt ein Schild „Freiheit für Christen“ hoch. Eine Frau forderte auf ihrem Plakat „Kein Asyl für Muslime“.

Mehrere hundert Gegendemonstranten in Rufweite machten ihrem Ärger lautstark Luft. Als sie versuchten, die Rechten zu stoppen, wurden die Blockade von der Polizei geräumt.

Bereits am späten Nachmittag hatten die Proteste gegen Bärgida in Mitte begonnen. Das Bündnis gegen Rassismus sowie zahlreiche andere Gruppen hatten für 17 Uhr zum Protest aufgerufen. Trotz des ungemütlichen Wetters versammelten sich viele Gegendemonstranten am U-Bahnhof Klosterstraße. Laut Polizei hatte diese Demo um 18.30 Uhr rund 5.000 Teilnehmer.

Einige Antifa-Fahnen waren zu sehen, aber auch Abzeichen von SPD, Linkspartei und Gewerkschaften. Ein Demonstrant hielt ein selbst gezeichnetes Plakat in die Luft, „Nie-wie-da!“ stand darauf.

Die Stimmung war zunächst friedlich. Die Demonstration sollte laut Polizeisprecher Stefan Redlich über die Leipziger Straße bis in die Ebertstraße nahe dem Brandenburger Tor geleitet werden, sodass beide Aufzüge sich nicht direkt begegnen. Redlich zufolge waren insgesamt 800 Beamte rund um die Bärgida-Demo und die Proteste dagegen im Einsatz. Auch am Lustgarten und am Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus kamen ab dem späten Nachmittag Bärgida-Gegner zusammen. Am Brunnen hatten die Grünen eine Kundgebung angemeldet.

Die Türkische Gemeinde hatte für Montag ebenfalls zum Protest gerufen. Am Ende der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor versammelten sich ab 18 Uhr rund 500 Leute, deutlich weniger als die angemeldeten 10.000. Ältere und jüngere Migranten waren gekommen, aber auch viele Deutschstämmige. „Wir fordern alle: Stoppt die Hetze gegen den Islam“, war in verschiedenen Sprachen auf Plakaten zu lesen. Bekir Yilmaz, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Berlin, sagte, die wahre Gefahr gehe nicht etwa vom Islam aus, gegen den „mittlerweile fast alles erlaubt“ sei, sondern von Pegida, die die Gesellschaft spalte und Hass säe.

Die Bärgida-Leute wollten am Abend vom Alexanderplatz die Straße Unter den Linden entlang bis zum Pariser Platz am Brandenburger Tor ziehen. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop hatte deshalb am Montag vorgeschlagen, die Beleuchtung des Brandenburger Tors aus Protest gegen Bärgida abschalten zu lassen. Das Brandenburger Tor dürfe keine Kulisse bieten für Menschen, die fremdenfeindlich, rassistisch und antisemitisch seien, sagte Pop in einem Radiointerview. Die Senatskanzlei, die auch für die Kultur zuständig ist, äußerte sich zunächst nicht. Bis Redaktionsschluss blieb das Licht an.

SKR, MK, CLP, ALL