Minimalisten am Millerntor

Der FC St. Pauli hat sich nach dem 1 : 0-Heimsieg über den TuS Koblenz im ersten Tabellendrittel der Zweiten Liga etabliert. Dabei haben die Hamburger bislang nie mehr als ein Tor pro Spiel erzielt

VON MARCO CARINI

Zwei Tore, zwei Siege, Platz sechs. Auf diese Eckdaten lässt sich der erfolgreiche Start des FC St. Pauli in der Zweiten Bundesliga bringen. Nach einem 1 : 0 (0 : 0)-Heimsieg gegen die harmlosen Gäste aus Koblenz steht der Aufsteiger aus dem Hamburger Szene-Stadtteil im oberen Drittel der Tabelle, nur einen Punkt entfernt von den Plätzen, die zum Aufstieg ins Fußball-Oberhaus berechtigen. Von der Abstiegszone hingegen trennen den bislang besten der vier Regionalliga-Aufsteiger beruhigende fünf Punkte.

Den 15.117 Zuschauern boten die Hamburger am Sonntagnachmittag allerdings nur Fußball-Magerkost. Der Mannschaft gelang es zu keinem Zeitpunkt, flüssigen Kombinationsfußball zu bieten und den Gegner unter Druck zu setzen. Ohne den gesperrten Regisseur Charles Takyi schafften die Kiez-Kicker weder einen geordneten Spielaufbau, noch das eine oder andere Überraschungsmoment vor dem Tor der Koblenzer.

Gegen die massiert stehenden Rheinland-Pfälzer operierten die Kiez-Kicker meist mit hohen Bällen, die genauso schnell wieder aus dem Strafraum zurückkamen, wie sie in denselben geschlagen worden waren. Trainer André Trulsen war deshalb trotz des Siegs unzufrieden: „Wir haben heute alles vermissen lassen, was uns sonst am Millerntor stark macht“, sagte er.

Das spielentscheidende Tor fiel nach einer Standardsituation: Einen Einwurf auf Strafraumhöhe verlängerte Fabian Boll per Kopf in der 56. Minute auf die Stirn von Filip Trojan, der keine Mühe hatte, aus vier Metern den Koblenzer Keeper Eilhoff zu überwinden. Für den nur 1,72 Meter messenden tschechischen Neuzugang war es „der erste Kopfballtreffer den ich je als Fußballprofi erzielt habe“. Zuvor hatten die Hamburger nur eine klare Chance herausgespielt, doch einen Flugkopfball des agilen René Schnitzler nach präziser Flanke von Timo Schulz konnte Eilhoff mit einem Blitzreflex nach 36. Minuten gerade noch entschärfen.

Obwohl die Koblenzer während der gesamten Spieldauer keine einzige klare Chance herausspielten, brauchte St. Pauli am Ende des Schiedsrichters Hilfe, um das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Zwei Minuten vor Schluss versagte Referee Welz nach einer beherzten Grätsche von Morena an Bogavac den fälligen Strafstoß. Selbst der Sünder räumte nach Spielende ein, dass sein Foul „wohl ein klarer Elfmeter“ hätte sein müssen.

Zuvor hatte das Team von Uwe Rapolder zwar bis zur Strafraumgrenze gefällig kombiniert, sich dann aber stets an der Abwehr, dem weitaus stärksten Mannschaftsteil der Hamburger am gestrigen Sonntag, festgerannt.

Nach dem Pokalerfolg über die Bundesliga-Truppe aus Leverkusen und dem Zittersieg bei Carl Zeis Jena Jena war der erste Zweitliga-Heimsieg bereits der dritte 1 : 0-Erfolg im vierten Pflichtspiel. „So lange ein Tor reicht, müssen wir daran nichts ändern“, pries André Trulsen nach Spielende den Fußball-Minimalismus. Eine Rechnung, die nicht immer aufgehen dürfte.