Arbeitsmarktzukunft
: Fahrlässiges Versäumnis

Man will die Zahl kaum glauben: Ganze zehn Stellen gibt es in Hamburg für junge Mütter, die ihre Ausbildung in Teilzeit absolvieren wollen. Allein in Lübeck sind es zehnmal so viele.

KOMMENTAR VON FRIEDERIKE GRÄFF

Es liegt auf der Hand, dass für junge und zumal für allein erziehende Mütter eine solche Ausbildung, die ihnen zeitlich erlaubt, sich um ihre Kinder zu kümmern, die einzige Chance ist. Die Chance nämlich, Arbeitslosigkeit und eine Hartz IV-Existenz zu vermeiden.

Warum aber sind die Unternehmen in Hamburg so viel zögerlicher als die in Schleswig-Holstein, solche Ausbildungen anzubieten? Weil sie die Zukunft verschlafen – und keine Verantwortung übernehmen. Experten verweisen angesichts drohenden Fachkräftemangels auf eines der großen ungenutzten Potenziale auf dem Arbeitsmarkt: Mütter, die gern Teilzeit arbeiten würden, aber keine solchen Stellen vorfinden. Selbst schuld, wer dieses Potenzial vor dem Firmentor aussperrt, zumal es um Mitarbeiterinnen geht, die zwar weniger, dafür aber notgedrungen effizienter arbeiten als ihre VollzeitkollegInnen.

Davon unberührt ist die Tatsache, dass Teilzeitausbildungen nicht die ganze Wahrheit für den Familien-Arbeitsmarkt sein können. Doch die Diskussion über mehr Teilzeit arbeitende Männer und darüber, wie Teilzeit und Führungspositionen zu vereinbaren sind, hat längst begonnen.