LESERINNENBRIEFE
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Krieg lässt Terror wachsen

■ betr.: „Die Profiteure von 9/11“, sonntaz vom 11. 9. 11

Seit Wochen gibt es einen regelrechten Medienfieberwahn um das Datum des 11. September vor zehn Jahren und den Terroranschlag, der 3.000 Menschen das Leben kostete. Der besagte Tag habe die Welt verändert, hören wir neben den einschlägigen Bildern einschließlich dazugehöriger Stimmen und Kommentare. Wie ist das nun mit der veränderten Welt nach zehn Jahren?

Zehn Jahre Krieg gegen den Terror hat diesen nicht aus der Welt geschafft, wohl aber wachsen lassen und mit ständig neuem Nährboden versehen. Zehn Jahre Krieg hat viele Tausende unschuldige Menschen das Leben gekostet, und es ist alles andere als ein Ende zu erkennen. Die veränderte Welt sieht vor allem so aus, dass mit Verweis auf den 11. September jeder Einsatz militärischer Mittel an jedem Ort der Welt und gegenüber jedem als terrorverdächtigen Staat legitim ist. Das Gedenken lässt einen interessanten Punkt vermissen: Der Terroranschlag am 11. September und die vielen Anschläge vor ihm oder nach ihm, alles, was an Gewalttaten hier einzuordnen ist, ist das hauptsächlich zu erklären mit bösen Menschen wie einem Osama bin Laden, mit Menschen, die vornehmlich dem Islamismus angehören und deshalb die Inkarnation des Bösen sind? Wie kann es sein, dass derartige Muster alles erklären sollen und können? Wie primitiv ist eine solche Denkart, die uns aufgezwungen wird und niemals den Opfern dieses Tages gerecht wird? Oder ist es etwa völlig ausreichend und Sinn der ganzen Übung, endlich wieder ein brauchbares Feindbild zu besitzen? ROLAND WINKLER, Remseck

Der Tag, der die Welt veränderte

■ betr.: „Die Profiteure von 9/11“, sonntaz vom 11. 9. 11

Dieser Terroranschlag mit über 3.000 zivilen Opfern ist durch nichts zu entschuldigen, und ich empfinde heute noch Trauer und ein tiefes Mitgefühl. Ich möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass der 17. 1. 91 und nicht der 11. 9. 01 meiner Meinung nach der Tag ist, der die Welt veränderte, als die USA mit 500.000 Soldaten aktiv in den zweiten Golfkrieg eingriffen und der Beginn des weltweiten Terrors und der Aufstieg von al-Qaida war, der mit den Anschlägen auf die Twin Tours seinen schrecklichen Höhepunkt fand. Die darauf folgenden Kriege im Irak und in Afghanistan haben bis heute unzählige zivile Opfer gefordert.

Ich wünsche mir auch einen Gedenktag für alle zivilen irakischen und afghanischen Opfer sowie für alle in diesen beiden Kriegen gefallenen Soldaten. MICHAEL FICKINGER, Wolfstein

War das die Rache wert?

■ betr.: „Die Profiteure von 9/11“, sonntaz vom 11. 9. 11

Das Theater um den 11. September ist kaum zu ertragen. Die USA haben nun wirklich ihre Opfer tausendmal an zumeist Unschuldigen gerächt. Es wäre toll, auch mal einen Gedanken an die zivilen Opfer in Kabul und Bagdad zu denken oder zumindest an all die Soldaten, die man in den Tod geschickt hat. War das die Rache wert?

MARKUS MEISTER, Berlin

Angesichts der Gedenkfeiern

■ betr.: „Die Profiteure von 9/11“ u. a., taz vom 11. 9. 11

Angesichts der Gedenkfeiern zum 11. September frage ich mich, wann einmal in entsprechendem Maße der bis zu 100.000 Hungertoten pro Tag gedacht wird, der Kriegstoten, der Verkehrstoten.

JOACHIM FISCHER, Bremen

Was für eine Mogelpackung

■ betr.: „Zweifel an Mindestrente“, taz vom 9. 9. 11

Allein, dass potenzielle Rentner auch riestern müssen, um in den Genuss der Mindestrente zu kommen, zeigt doch auf, um was für eine Mogelpackung es sich bei dieser „Reform“ wieder einmal handelt. Wer privat mindestens 35 Jahre riestern kann, wird sicherlich im Alter keine so geringe gesetzliche Rente erarbeitet haben, dass er im Sinne des Gesetzes „bedürftig“ sein wird. Es sei denn, die Abgaben für das „Riestern“ werden noch weiter und so weit angehoben, dass von der privaten Rente im Alter nichts mehr übrig bleibt.

Die Aufstockung der Rente im Alter durch die Allgemeinheit für Bedürftige hat gefälligst zu erfolgen, ohne dass von den Bedürftigen kostenintensive Vorausleistungen gefordert werden!

UWE SIEKMANN, Rinteln