Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Der letzte große Berliner Kunstevent nach „based in Berlin“ ist geschafft, und nach dem Messe- und Eröffnungsgwusel des Kunstherbsts ist man genauso schlau wie vorher. GewinnerInnen, wohin man nur schaut. Ob mit oder ohne Art-Forum. Dabei wirft die erste Publikation der 7. Berlin Biennale, die in den letzten Tagen massiv unter das Kunstvolk gebracht wurde, Licht und Schatten auf das 2012 stattfindende Ereignis voraus und resümiert den Stand der Kritik an der Berliner Kulturpolitik.

 Mit faschistoider Ästhetik spielendem Layout wird in der 28-seitigen Zeitung „P/ACT FOR ART“ zunächst jegliche Vereinamung von KulturproduzentInnen für politische Zwecke eingeräumt und gleichzeitig infrage gestellt. F/ACT ist aber, dass über die Kulturpolitik in Berlin zwar weiterhin diskutiert werden wird, die Realitäten aber am kommenden Wochenende fixiert werden. Und die sind absehbar. Ähnlich wie die Ausrichtungen der 50 Statements, der geladenen AutorInnen wie Marius Barbias, Monica Bonvichini, Erik Goengrich, Tom Holert, Jonathan Meese oder Esther Schipper, die (honorarfrei) zum weiteren Diskutieren anregen sollen. Auf lange Sicht bedarf es aber mehr als kleinteiliger Meinungen, die schicklich durch den Kurator Artur Zmijewski und der Geschäftführerin Gabriele Horn vor genereller Kritik geschützt werden, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Und so droht aus der scharfen Ästhetik ein grauer, zäher Diskursklumpen zu werden, der Köpfe verklebt und theorieversessen an wichtigen Themen vorbeischrappt. Vielleicht ist es aber auch die einzige Möglichkeit, sich in einer Welt voller ineinanderverschränkter Krisen, Revolutionen, Sonnenstrände und Fördertöpfen auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren. Das wäre dann reaktionär.

Vielleicht ist „P/ACT“ aber auch nur ein schlichtes, günstig produziertes Werbemittel.

http://www.berlinbiennale.de/blog/, 7. Berlin Biennale, 27. April bis 1. Juli 2012