Nazi-Familientag im Schlosspark

Im historischen Dammereezer Schlosspark bei Ludwigslust hielten Mecklenburger Nazis am Wochenende ein Fußballturnier mit „nationalem Flohmarkt“ ab. Der Trägerverein hatte nichts von dem politischen Hintergrund gewusst

Auf den Tischen im „Dammereezer Schlosspark“ liegen Baby- und Kinderbekleidung aus. Kinder tollen herum. Ein Skinhead schiebt zwischen den Bäumen einen Kinderwagen mit Zwillingen. Die meisten Frauen tragen lange Röcke. Auf einer Rasenfläche wird Fußball gespielt. Der Schiedsrichter ist ein Landtagsabgeordneter: Stefan Köster, NPD. Beste Stimmung herrscht beim „Mecklenburger Fußball-Turnier“ am vergangenen Samstag.

Die etwa 200 Teilnehmer im Schlosspark nahe Vellahn im Kreis Ludwigslust wollten unter sich sein. Nur intern war das Turnier mit „nationalem Flohmarkt“ in dem öffentlichen Park angekündigt. Die „Gemeinschaft Deutscher Frauen / Region Nord“ (GDF) versprach in der Einladung einen schönen Tag: „Was gibt es schöneres, als über einen Flohmarkt zu bummeln“ und „Kameraden und Kameradinnen zu treffen“. Um ungebetene Gäste fern zu halten, hatten die Veranstalter extra einen Kontrollpunkt im drei Kilometer entfernten Vellahn eingerichtet. Kaum bemerkten die Ordner die Journalisten mit ihren Kameras, begann sie den Platz abzuschirmen und patrouillierten durch den Park. Derweil wandte sich Runhild Köster, bekleidet mit GDF-Shirt an den anwesenden Staatsschutz. Die Ehefrau des Landtagsabgeordneten hatte bei der Polizei Erfolg: Die Beamten baten erst, nicht zu filmen, weil es sich um eine „Privatveranstaltung“ handele, und forderten dann freundlich aber bestimmt: „Gehen Sie!“ Dass der Förderverein des „Dammereezer Parks“ eine Drehgenehmigung erteilt hatte, spielte keine Rolle.

Seit 1998 bemüht sich der Verein um den Schlosspark, der der Gemeinde gehört. Prominente Mitglieder: Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD), die PDS-Landtagsabgeordnete Gaby Schulz und Landrat des Kreises Ludwigslust, Rolf Christiansen (SPD). Vor Ort sagt der Vereinsvorsitzende Hans-Hennig Petersen, der politische Hintergrund der Veranstaltung sei ihm nicht bekannt gewesen. Er habe die Gruppe für „Freizeitfußballer aus der Gegend“ gehalten. Diese Gruppe sei schon vor drei Jahren im Park gewesen. „Alles sauber hinterlassen“, weiß er noch. Der taz sagte Petersen gestern: „Zwei Handwerker aus der Region hatten angefragt.“ Als er am Samstag „diese vielen Glatzen“ sah, ärgerte er sich persönlich, „denen“ noch ein Klo bestellt zu haben. „Ich bin entsetzt, diese Ideologie lehne ich gänzlich ab“, sagt er und verspricht: „Hier spielen die nie wieder.“ ANDREA RÖPKE, ANDREAS SPEIT