Normalität aus Plastik

GESUNDHEIT Der Bund erwägt, das Bremer und Hamburger Modell einer Gesundheitskarte für Asylbewerber zu übernehmen

Auch nach dem ausgehandelten Asylkompromiss zwischen Bund und Ländern dürfen Asylbewerber in den meisten Bundesländern nicht einfach so zum Arzt gehen. Jede Behandlung müssen sie bei den Sozialbehörden beantragen, die wiederum jede Rechnung prüfen.

Einen anderen Wege gehen die Stadtstaaten Bremen und Hamburg: Dort erhalten Asylbewerber seit Jahren Gesundheitskärtchen und damit ein Stück Normalität. Wie gestern eine Sprecherin von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mitteilte, prüfen Bund und Länder derzeit eine Ausweitung dieses „Bremer Modells“. Ziel sei ein Gesetzentwurf, nach dem auch interessierte Flächenländer die Gesundheitskarte für Asylbewerber einführen können.

„Das Modell ist ein großer Erfolg“, sagt Jörn Hons, Sprecher der AOK Bremen/Bremerhaven. Die Kasse übernimmt seit neun Jahren die Betreuung der Asylbewerber in Bremen, seit zwei Jahren auch die derjenigen in Hamburg. Die Behandlungskosten für die derzeit rund 3.000 Betroffenen in Bremen sowie weiterer 9.300 in Hamburg erstattet der Staat. Die Krankenkasse bekommt für jeden dieser Menschen zusätzlich zehn Euro Verwaltungspauschale. Das genüge, sagt AOK-Sprecher Hons.

Auch für die Behörden lohnt sich die Partnerschaft mit der Krankenkasse. Indem sie mit der Abrechnung die Kassen beauftragen, sparen sie Kosten für Personal oder auch Software. Allein in Hamburg seien so zuletzt rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr eingespart worden, heißt es aus dem Senat.  (dpa/taz)