Der Mann sagt „Äh“, das Tier sagt „Mäh“

Nicht halb so blöd wie sein Titel: Im BR startet heute ein politisches Magazin für Jugendliche – „BRain“ (21.20 Uhr)

Die Idee klingt abwegig: Ein politisches Wissensmagazin für die unpolitische Viva-Generation. In Zeiten, in denen die ARD-Politmagazine immer kürzer werden. Das Bayerische Fernsehen versucht es dennoch und schickt zwei Pilotsendungen eines neuen Formats ins Rennen: „BRain“. Und eines vorneweg: Es ist nicht halb so dämlich wie das Wortspiel in seinem Titel.

Am Beispiel einer ausgebeuteten Praktikantin lernen die Zuschauer in der ersten Sendung, wie sie selbst Politik betreiben können. Demo, Volksbegehren, eine Partei gründen oder eine Petition auf den Weg bringen: Die „BRain“-Redaktion stellt Wege vor, sich einzumischen, und testet in schnell geschnittenen Clips deren Spaß- und Nutzenfaktor. Empowerment per Mattscheibe.

Um die ZuschauerInnen nicht abzuschrecken, sendet „BRain“ aber auch Beiträge über Computerzocker. Fahren Videospielraser auch auf der Straße riskanter?, fragt die Redaktion. Wissen? Vielleicht. Politik? Na ja.

Die Idee für „BRain“ ist aus einem Jugendforum entstanden, das der BR letztes Jahr veranstaltet hat. „Vielen Jugendlichen war das Öffentlich-Rechtliche zu angestaubt“, sagt „BRain“-Redaktionsleiter Matthias Ott. Moderiert wird die 25-minütige Sendung von Caro Matzko, die ihre Zielgruppentauglichkeit schon im Jugendmagazin „Zündfunk“ auf Radio BR2 und bei „blaateen“ auf BR-alpha bewiesen hat. Bei „BRain“ holt sie sich etwa Bands ins Studio, um mit ihnen ein Politquiz zu spielen („erst zocken, dann rocken“).

Stellenweise ist „BRain“ zwar bemüht lustiges Bildungsfernsehen, etwa wenn die Macher Polit-Vokabeln erklären. Für den „Hammelsprung“, ein Abstimmungsverfahren im Bundestag, wird Edmund Stoiber mit kopulierenden Schafen zusammengeschnitten. Man kann sich für die nächste Sendung auf Kalauer über „Diäten“ gefasst machen. Aber dennoch: Das Format ist viel versprechend, weil kurzweilig, informativ und innovativ.

Ob „BRain“ die Jungen gewinnen und so den Altersschnitt des Bayerischen Fernsehens – 62 Jahre – senken kann, ist dennoch fraglich. Die Zuschauer müssten sich zuvor durch die „Münchner Runde“ quälen und das „Rundschau-Magazin“ überstehen. Ein schwieriger Sendeplatz. Wann – und ob – „BRain“ nach den Piloten zu sehen sein wird, ist aber noch offen. „Wir starten jetzt erst mal die Testballons, um zu sehen, ob das Format Erfolg haben kann“, sagt Redaktionsleiter Ott. Es wäre „BRain“ zu wünschen. Selbst wenn nur ein paar Lehrer ihre Videorekorder auf die Sendung programmierten – und so das Magazin auf Umwegen zur Zielgruppe fände. WOLF SCHMIDT