Pilger kommen lebend in den Himmel

Vatikan bietet Billig-Wallfahrtsflüge an, unter dem Motto: „Ich suche dein Antlitz, Herr“

BERLIN taz ■ Die beiden Flugzeuge sind gelb-weiß gestrichen, in den Farben des Vatikans. Die Stewardessen bieten den Passagieren religiöse Andenken an, die begleitenden Geistlichen überraschen sie mit einem Gebet. So soll es aussehen, wenn heute die erste Chartermaschine von Rom zum südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes fliegt, begleitet vom römischen Kardinal Camillo Ruini. Das Pilgerwerk der Diözese Rom hat ein Abkommen mit der Fluglinie Mistral Air geschlossen, um Pilgern in Zukunft günstige Flüge zu den wichtigsten Wallfahrtsorten anzubieten.

Statt zu Fuß soll es nun durch die Luft nach Santiago de Compostela in Nordspanien gehen, ins portugiesische Fatima oder nach Israel ins Heilige Land. Langfristig sind auch Pilgerflüge zum Schrein der Maria von Guadeloupe in Mexiko geplant, dem meistbesuchten Marienheiligtum der Welt. 150.000 fliegende Pilger erwartet Mistral Air im ersten Jahr. Wallfahrten sind ein lohnendes Geschäft: Die katholische Kirche schätzt, dass jährlich etwa 40 Millionen Menschen zu christlichen Pilgerorten unterwegs sind. Für Mistral Air stand zunächst der ökonomische Aspekt im Vordergrund, gibt Airline-Chef Valerio Vaglio laut der – evangelischen – Agentur epd zu. Schließlich gibt’s vom Vatikan einen Zuschuss. Für die Kooperation hat sich die Airline ein neues Antlitz verpasst: Die zunächst fünf Jahre laufende Aktion läuft unter dem Slogan: „Ich suche dein Antlitz, Herr.“

Zwei Chartermaschinen stellt Mistral Air für die Pilger zur Verfügung. Bisher hat die 1981 von Bud Spencer gegründete Fluglinie nur Fracht transportiert, vor allem für die italienische Post.

JULIANE SCHUMACHER