KOMMENTAR: TERESA HAVLICEK ÜBER DIE SPD-KANDIDATENKÜR
: Riskante Strategie

Einmütig einen Kandidaten zu präsentieren, ist für die SPD mittlerweile unmöglich

Einen fragwürdigen Dienst hat Bundestagsfraktionsvize Hubertus Heil Niedersachsens SPD mit seiner öffentlichen Absage für die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2013 geleistet. Bislang haben er und die anderen möglichen Anwärter, Landeschef Olaf Lies und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil, zu der Frage geschwiegen. Einmütig einen Kandidaten zu präsentieren, ist nun unmöglich. Spätestens seit Heils Absage dringt immer mehr aus den Hinterzimmern nach außen.

So zeigt sich ein merkwürdiges Bild: Auf Bundesebene versucht die SPD-Spitze, die Partei weiter zu öffnen, will FunktionsträgerInnen künftig auch von Nicht-Mitgliedern bestimmen lassen. Und ausgerechnet im Heimatland von Bundeschef Sigmar Gabriel versuchen die Parteistrategen, eine Kür des Herausforderers von CDU-Ministerpräsident David McAllister per Urwahl zu verhindern.

Schaden könnte das nicht zuletzt Stephan Weil – Favorit der Strategen. Gibt Parteichef Lies dem internen Druck nach und meldet kein Interesse an, könnte Weil es werden – nachdem Heil raus ist, ohne Urwahl. Die Städter, bei denen Weil bekannt ist, mögen ihn dennoch unterstützen. Fraglich ist, ob die Basis in den ländlichen Regionen hinter Weil steht, wenn die Parteispitze ihn ihr vorsetzt. Und so droht Niedersachsens SPD 2013 – trotz aller guten Vorsätze für einen Kulturwandel – erneut intern zerrissen in eine Wahl zu gehen.