Strategiespiele um Spitzenkandidatur

KANDIDATENKÜR Wen schicken die niedersächsischen Sozialdemokraten 2013 ins Rennen gegen CDU-Ministerpräsident McAllister? Auf der Liste möglicher Herausforderer stehen nur noch zwei Namen

Tritt mehr als ein Interessent an, entscheiden laut Parteisatzung die Mitglieder

Mit Hubertus Heil hat sich einer der hochgehandelten Anwärter auf die SPD-Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2013 in Niedersachsen verabschiedet. Er werfe seinen „Hut nicht in den Ring“, zitierte die Braunschweiger Zeitung gestern den Vize-Bundestagsfraktionschef und Vorsitzenden des SPD-Bezirks Braunschweig.

Nach der Kommunalwahl, so der offizielle Fahrplan der Partei, wird die SPD entscheiden, wer CDU-Ministerpräsident David McAllister 2013 herausfordern soll. Am Freitag, eine knappe Woche nach der Wahl, trifft sich der Landesvorstand und berät über die Frage der Kandidatur. Im Hintergrund laufen die Gespräche indes seit Monaten. Bislang galten Heil, Landesparteichef Olaf Lies und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil als Anwärter.

Tritt mehr als ein Interessent an, entscheiden laut Parteisatzung die Mitglieder. Aus Sicht vieler Parteistrategen ein heikles Unterfangen: 2010 hatte man den Nachfolger des erfolglosen Landeschefs Garrelt Duin per Urwahl gekürt. Eigentlicher Favorit war damals Stefan Schostok, Vorsitzender des mächtigen SPD-Bezirks Hannover. Die GenossInnen sahen das anders und machten überraschend Olaf Lies aus dem Bezirk Weser-Ems zum Landesvorsitzenden. Nur dass Schostock den Vorsitz der Landtagsfraktion bekam, konnte eine Kampfkandidatur beim Parteitag und ein Zerwürfnis der SPD-Landesverbände verhindern.

Parteichef Lies, der deutliche Ambitionen auf die Spitzenkandidatur zeigt, dürfte auch jetzt kein Problem haben, sich dem Votum der Mitglieder zu stellen. Stephan Weil hingegen, dessen Amtszeit im Rathaus der Landeshauptstadt noch bis 2014 läuft, will sich einer Urwahl nicht stellen, heißt es aus seinem Umfeld.

Lies aber halten viele Parteistrategen für zu unerfahren: Der 44-Jährige ist erst seit 2002 in der SPD, seit 2008 im Landtag. Stephan Weil hingegen hat langjährige Verwaltungserfahrung und regiert das rot-grüne Hannover seit 2006. Auch für Niedersachsens Grüne, dem potenziellen künftigen Koalitionspartner, ist er der Favorit. Die vier Prozent, die Weils SPD bei der Kommunalwahl verloren hat, spielen da nur eine Nebenrolle.

Entsprechend steigt nach Heils Absage der Druck auf den Landeschef Lies, beim Vorstandstreffen am Freitag kein Interesse anzumelden. Selbst in Berlin versuche man, Lies zum Einlenken zu bewegen, berichtet seine Heimatzeitung NWZ. Dort gilt die Wahl im Heimatland von SPD-Bundeschef Sigmar Gabriel als Stimmungsbarometer: Die Landtagswahl in Niedersachsens ist die letzte Wahl vor der Bundestagswahl 2013. THA