heute in bremen
: „Inseln des Frühkapitalismus“

Bremen diskutiert über die Arbeitsbedingungen für die Frauen in China

taz: In China gelten die Arbeitsbedingungen traditionell als schlecht. Sind sie für Frauen also noch schlechter?

Susanne Schunter-Kleemann, Wirtschaftsprofessorin an der Hochschule Bremen: Ich weiß nicht, ob man das generalisieren kann. Aber traditionell sind die Frauen in China gegenüber den Männern immer erheblich schlechter gestellt, auch wenn die Gleichberechtigung offiziell Regierungspolitik ist. In der Schule ist es ähnlich wie bei uns, die Frauen sind in allen Qualifikationsstufen besser. Es gibt auch ähnliche Lohndiskrepanzen wie bei uns. Es gibt zwar regionale Mindestlöhne, gerade im Osten Chinas, die zum Teil aber nicht eingehalten werden. Das Land ist so riesig, dass von Peking aus nicht alles kontrolliert werden kann.

Aber kommen die eigentlichen Lohndrücker nicht aus dem Westen?

Die Auslandschinesen aus Taiwan, Hongkong oder Singapur gelten als die schlechtesten Arbeitgeber, Europäer und Amerikaner halten in der Regel die Standards, was etwa Arbeitszeiten und Löhne angeht, eher ein.

Wie sieht es für die Frauen auf dem Land aus?

Auf dem Land sind die gesamten Rahmenbedingungen erheblich schlechter als in den Großstädten. Dort gibt es einen Mittelstand, der sich erheblich was leisten kann. Auf dem Land aber gibt es oft noch nicht einmal fließend Wasser, 400 Millionen Menschen haben dort weniger als einen Dollar pro Tag.

Trägt der oft benutzte Vergleich mit dem Frühkapitalismus?

Es gibt Inseln des Frühkapitalismus – aber das ist nicht alles. Denn es gibt auch 100 Großstädte von der Größe Berlins, dort sind sie technologisch teilweise weiter als wir. Fragen: Jan Zier

20 Uhr, Arbeitnehmerkammer