Betr.: Lav Diaz

Lav Diaz sitzt zufrieden in einem winzigen, vollgeräumten, fensterlosen Zimmerchen in Cubao, einem Stadtteil der philippinischen Hauptstadt Manila. Hier hat er die letzten Wochen damit verbracht, seinen neuen Film „Death in the Land of Encantos“ auf seinem PC zu schneiden. Auf dem Monitor eines G4-Macintosh-Rechners läuft der neunstündige Film, der in der nächsten Woche als Abschlussfilm der Filmfestspiele von Venedig gezeigt wird; er muss nur noch auf Videoband ausgespielt werden. Lav Diaz, 49, ist der prominenteste Regisseur der neuen Welle von digitalen Experimentalfilmen, die seit einigen Jahren aus den Philippinen kommen. In monumentalen, epischen Filmen, die oft mehr als acht Stunden dauern, untersucht er die anhaltende soziale und politische Malaise seiner Heimat. Seinen internationalen Durchbruch erlebte er 2004 mit dem Film „Evolution of a Filipino Family“, an dem er 11 Jahre gearbeitet hatte.