POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Das Jahr hat gerade erst angefangen und doch herrscht schon wieder allerorten eine fröhliche Routine! Am Samstag etwa wird in aller Gemütlichkeit eine Soliparty für das Antifaschistische Infoblatt gegeben, im ZGK (Scharnweberstraße 38, 22 Uhr) soll „das Tanzbein“ geschwungen werden, am Ende aber verdient ja immerhin ein wirklich sehr bedenkenswertes Magazin daran, das man übrigens auch abonnieren kann, und das auf diese Weise auch verdienen würde (www.antifainfoblatt.de). Das soll also allen recht sein!

Doch der Revolutionär (und seine Freund_innen) feiert und tanzt und trinkt an diesem Wochenende selbstverständlich nicht all zu lang, denn man trifft sich ja am Sonntagmorgen schon mit den Genoss_innen, die allzu oft gegen jeden „Genderwahn“ ankämpfen, am U-Bahnhof Frankfurter Tor (10 Uhr), um zur LL-Demo zu gehen, also zum Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (oder Wladimir Iljitsch Lenin?) zu marschieren. Das Motto lautet sehr einfallsreich „Totgesagte leben länger! Gemeinsam gegen Faschismus, Imperialismus und Krieg!!“ Dem hier so hingeklotzten doppelten Rufzeichen werden zudem noch die trotzigen Worte „Die Antifaschistische Aktion lebt!“ hinterhergeworfen, nicht etwa, dass am Ende jemand daran zweifel möge. Die revolutionären Massen werden somit dann offenkundig vollzählig und in Aufstandslaune im Friedrichshain erwartet.

Am Montag wird dann im Baiz (Schönhauser Allee 26 a, 19 Uhr) die Frage „Kapitalismus am Ende?“ schwerstkommunistisch verfolgt, Conrad Schuhler (Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung), Leo Mayer (Mitglied des Parteivorstands der Deutschen Kommunistischen Partei – DKP) und Michael Maercks (Chefredakteur des Online-Magazins kommunisten. de) werden die Welt der kapitalistischen Produktionsweise erklären. „Haben wir es mit einer ,großen‘, einer ,systemischen Krise‘ zu tun? Erfasst die ,große Krise‘ auch die Profite?“ – dergleichen soll ausführlich erörtert werden.

Am selben Ort, zur nämlichen Zeit wird tags drauf ein heißgeliebter Anarchist verabschiedet. Freund_innen nämlich wollen an Bernd Kramer erinnern (und hoffentlich auch an seine ebenfalls im vergangenen Jahr verstorbene, nicht minder bedeutende Weggefährtin Karin Kramer). Manja Präkels, Markus Liske, Karsten Krampitz, Klaus Lederer und Christoph Ludszuweit werden Texte des umstrittenen und oft auch zu störrischen Autors und Verlegers, der in diesen Tagen 75 Jahre alt geworden wäre, so beispielsweise seine „Tagebuchnotizen eines Tresenphilosophen“, vortragen und ihn gebührend einsortieren.