Arbeitslosigkeit geht weiter zurück

BESCHÄFTIGUNG Geringster Wert der Arbeitslosenzahlen seit der deutschen Vereinigung. Langzeitarbeitslose bleiben länger ohne Job, die Zahl der atypisch Beschäftigten steigt weiter

BERLIN taz | Im Dezember 2014 erreichten die Arbeitslosenzahlen saisonbereinigt den geringsten Wert seit der Vereinigung: Offiziell waren 2,7 Millionen Menschen arbeitsuchend gemeldet und damit 110.285 weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der Arbeitslosen im Gesamtjahresschnitt 2014 sank um 0,2 Prozent von 6,9 auf 6,7 Prozent auf 2,898 Millionen Menschen. Dies gab die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch bei der Vorstellung ihres Rückblicks auf 2014 bekannt.

Einen neuen Höchststand erreichte die Zahl der Menschen, die in Deutschland arbeiten: Sie stieg auf rund 42,65 Millionen. Insbesondere mehr Frauen und Migranten strömen auf den Arbeitsmarkt, so der Bericht. Ebenso wie 2013 gab es auch einen Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Anstellungen. Besonders die Immobilienbranche, der wissenschaftliche und technische Bereich und die Heim- und Sozialberufe stellten viel neues Personal ein. Die meisten dieser Arbeitsplätze waren jedoch nur Teilzeitstellen, keine Vollzeitjobs. „Das Beschäftigungswachstum und der Rückgang der Arbeitslosigkeit waren zum Großteil nur dadurch möglich, dass Teilzeitbereich und geringfügige Beschäftigungen zugenommen haben“, so Irene Dingeldey vom Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen. Dass die Zahl der sozialversicherungspflichtigten Beschäftigten wachse, widerspreche alten Befürchtungen von Arbeitsmarktforschern. „Ich denke auch, dass das dieser Trend in den nächsten Jahren noch anhalten wird“, sagte Dingeldey. Die Lohnzurückhaltung der letzten Jahre sei ein weiterer Schlüssel zur niedrigen Arbeitslosenzahlen, so die Wissenschaftlerin.

Die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten stieg 2014 um 0,4 Prozent auf 5,03 Millionen. Auch die Anzahl derer, die neben ihrem regulären Job noch einen weiteren ausüben, wuchs um 4,2 Prozent auf 2,52 Millionen.

Langzeitarbeitslose, also Menschen, die länger als 12 Monate ohne Arbeit sind, haben kaum etwas vom Aufschwung. Ihre Zahl nahm um ein Prozent zu. „Ihre Profile“ passten nur „unzureichend zur Arbeitskräftenachfrage“, so die Arbeitsagentur. Im Schnitt bleiben sie zudem mit 379 Tagen auch noch länger als im Vorjahr arbeitslos, im Durchschnitt acht Tage mehr als noch 2013.

Eine ganze Reihe von Arbeitsuchenden wird in der offiziellen Statistik allerdings nicht aufgeführt. So wuchs die Zahl derer, die sich in sogenannten „Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“ befinden oder als über 58-Jährige nach einjähriger Arbeitslosigkeit nicht mehr in der offiziellen Statistik geführt werden, auf 347.132 im Dezember 2014. Weitere rund 487.000 Menschen fallen aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik heraus, weil sie in Qualifizierungsmaßnahmen stecken oder am zweiten Arbeitsmarkt beschäftigt sind. Dazu kommen 81.000 Menschen in Kurzarbeit, Altersteilzeit oder geförderter Selbstständigkeit. Rechnet man sie zu der offiziellen Arbeitslosenzahl hinzu, waren im Dezember 2014 insgesamt 3,6 Millionen Menschen ohne Beschäftigung.

ALINA LEIMBACH