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Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Zunächst einmal recht herzlichen Glückwunsch! Peter Brötzmann bekommt am Sonntag in der Akademie der Künste den Deutschen Jazzpreis verliehen, und was liegt da näher, als dass der auch mit 70 Jahren immer noch lungenstarke Saxofonist mit seinem Trio Full Blast das Backsteingemäuer am Hanseatenweg gründlich erschüttert. Denn das wird sich bei den vereinten Kräften von Free-Jazz-Legende Brötzmann und seinen virtuosen Mitstreitern Michael Wertmüller, Schlagzeug, und Marino Pliakas, Bass, kaum umgehen lassen. Wer keine Karte für die Specials am Dienstag mehr bekommen hat, kann an dem Abend zum Trost zwischen zwei Alternativlösungen wählen: Bei Vittorio Manalese eröffnet die Reihe „Kunst als Klang“, kuratiert vom Musiker Pantha du Prince. Zum Auftakt spielt die französische Produzentin Chloé, die ihre elektronischen Klänge in Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Transforma präsentiert. Ebenfalls zugegen sind die Krautrock-Veteranen Faust, von denen es mittlerweile zwei Fraktionen gibt. Zu hören ist die Formation um Jean-Hervé Péron. Oder man geht ins BKA, wo in der Reihe „Unerhörte Musik“ des Komponisten Friedrich Goldmann gedacht wird, der in diesem Jahr 70 geworden wäre. Neben seiner eigenen Musik kommen auch ehemalige Schüler wie Enno Poppe zur Aufführung. Am Donnerstag stehen die Regler dann ganz auf Fließen, Strömen und Driften: Die Emeralds, beunruhigend produktives Trio aus Cleveland, machen im WestGermany vor, wie man seine Vorliebe für Krautrock und Kosmische Musik in synapsenfreundliche Kurzreisen unter Anleitung von Synthesizer und Gitarre überführen kann. Wer also vor ausgedehnten Arpeggien und psychedelischen Melodiestrudeln nicht zurückschreckt, möge kommen, um zu hören. Bewusstseinserweiterung ohne Drogen ist möglich.

■ Trio Full Blast: Akademie der Künste, So., 20 Uhr. 12/8 Euro

■ Faust, Chloé: Manalese, Di., 21 Uhr. 17 Euro

■ Friedrich Goldmann: BKA, Di., 20.30 Uhr. 12/8 Euro

■ Emeralds: WestGermany, So., 20 Uhr. 10 Euro

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