soundtrack
:

Was ist geblieben, von dem was bleibt, singen „EA80“, eine Punkband, die gerade in ihr 28. Jahr geht. Am 30. 8. spielen Abwärts, eine andere Punkband, die auch gerade – man soll es nicht zu genau nehmen und dazwischen liegende Schaffenspausen und Umbesetzungen einfach mal vergessen – in ihr 28. Jahr gegangen ist. Und wo bei den einen alles noch so klingt wie vor 28. Jahren, muss es in diesem Fall wohl heißen: Was ist geworden aus dem, was bleibt? „Abwärts“ jedenfalls, diese in Deutschland mal ziemlich einzigartige musikalische Verknüpfung von Punk und New Wave, „Abwärts“, die Band, die dabei immer auch noch etwas schlauer, schneidender und vor allem bösartiger war als die anderen, diese „Abwärts“ taugen jedenfalls nicht mehr dazu, avantgardistisch vorangeschritten zu sein. Musikalisch hecheln sie mit ihrer in Punk-Attitüde vorgetragenen Mischung aus Metal-Riffs, Industrialschüben und Elektronikspielereien den Trends hinterher und inhaltlich macht man heute so genannte bessere Vorschläge und rückt den Missständen konstruktiv zu Leibe. In jeglicher Hinsicht repräsentieren „Abwärts“ also eine bestimmte Spezies der Übriggebliebenen – die, die an Punk und sein begrenztes musikalisches Ausdrucksvermögen nicht mehr recht glauben wollen (aber keine neuen Wege finden) und dabei weiterhin vollständige Unzufriedenheit zum Programm erheben und nicht Mitmachen in der kreativen Stadt. Und genau darum geht es hier ja auch: um die kritische Haltung und nicht um die besonders innovative Musik. Klar, das neue Album „Rom“ kommt an die alten Sachen der Band nicht ran und es ist auch klar, dass es sinnlichere Wege der Kritik gibt. Live allerdings darf man sich auch auf die textlich und musikalisch weiterhin beklemmenden und eindringlichen Stücke der Frühzeit freuen.

Erst seit zwölf Jahren gibt es das Methfesselfest, ein ausgesprochen freundliches Sraßenfest auf dem Else-Rauch-Platz, das nicht zuletzt auch deshalb interessant ist, weil es im Gegensatz zu vielen anderen den Begriff der Eigeninitiative politisch versteht. Dies schlägt sich auch deutlich im Erscheinungsbild nieder und wer nicht gerade an der Musikbühne oder im Literaturzelt ist oder einen Flohmarktstand bewirtschaftet, kann sich an Info-Ständen von Grün-Weiß Eimsbüttel bis zur KPD ein hoffentlich sonniges Bild von der Gesamtlage machen.

Drei Männer mit Bärten sind Portugal. The Man. Sie kommen aus Alaska, es scheint also nahe zu liegen, ihnen Naturverbundenheit und daraus abgeleitet „Natürlichkeit“ und „Unberührtheit“ anzudichten. Aber das ist wohl ein Missverständnis, denn die Unbekümmertheit, mit der diese im letzten Jahr von der Kritik ordentlich hochgejubelte Band sich im vorfindlichen Material der Pop-Geschichte bewegt, hat mit „Natur“ wenig und mit Postmoderne viel zu tun. Dass das allzu oft gründlich schiefgeht, dürfte bekannt sein, bei dieser Band mit dem komischen Namen allerdings haut es deutlich hin. Hier paart sich in Falsett-Gesang präsentierte androgyne 70s-Zerbrechlichkeit mit Emo, Prog- und Indierock, Soul und jeder Menge musikalischer Überraschungen. Fundstücke und Fragmente stehen neben dichten Flächen und hippieske Verspieltheit neben gradliniger Pophymne. Live sagt man der Band zudem nach, bei aller musikalischen Unterschiedlichkeit eine ähnliche Energie zu entfachen wie die seligen „At the Drive-In“. Wer weiß, was das bedeutet, freut sich auf einen energetischen Abend.

NILS SCHUHMACHER Abwärts: Do, 30. 8., 21 Uhr, Grünspan Methfesselfest: Fr, 31. 8., 18 Uhr; Sa, 1. 9., 10 Uhr; So, 2. 9., 10 Uhr; Else-Rauch-Platz Portugal. The Man + Siva: Mo, 3. 9., 20 Uhr, Knust