Muss einfach weitergehen!

ROCK Die Bremer Band Diametrics stellt ihr neues Album „Options“ heute in der Speicherbühne vor. Es zeigt das Trio auf der Höhe seiner Kunst – und ein bisschen zornig

von Andreas Schnell

Ilse Lau gehörten zu den eher wenigen Bremer Bands, die auch überregional wahrgenommen wurden. In einem tendenziell marginalen Universum, zugegeben. Aber wer sich für die Fortschreibung von Rock interessiert, muss sich ja eh um das bemühen, was jenseits von Radio, Fernsehen und Hochglanzmagazinen stattfindet.

Und in diesen Randbereichen wurden Ilse Lau als Fortsetzung einer Tradition geschätzt, die sich auf Captain Beefheart, Pere Ubu, große SST-Bands, This Heat und andere Legenden zurückführen lässt. Vor vier Jahren zerbrach die Band an den inneren Widersprüchen, die sich über die Jahre entwickelt hatten. Der größere Teil des Trios (nun rechnen Sie mal!) formierte sich mit neuem Schlagzeuger zu den Diametrics. Leichter wurde es derweil keineswegs. Henning Bosse, Gitarrist und Sänger der Diametrics, weiß davon ein Lied zu singen: „Ich habe mich neulich lange mit Bernd Kroschewski von Fidel Bastro unterhalten, bei denen wir unsere Platten veröffentlichen. Die verkaufen so gut wie keine Platten mehr, zu den Konzerten, die sie veranstalten, kommen kaum noch Leute, und die sind alle über 30. Wenn er gefragt wird, warum sie weitermachen, sagt er in breitem Ostfriesisch: „Egal, mutt wiedergahn!“

So seien sie auch drauf: „Wir machen weiter. Punkt!“ Was dann eben bedeutet: normale Jobs, wenig Zeit für die Musik und deren Weiterentwicklung. „Mittlerweile sind wir aber viel entspannter. Uns ist es egal, wie lange es bis zur nächsten Platte dauert“, sagt Bosse.

Nun ist es wieder mal so weit: Soeben erschien das Album „Options“ – natürlich bei Fidel Bastro. Und es ist ganz sicher das Beste, was aus dem Hause Diametrics bislang zu hören war. Kompositionen, Arrangements und Produktion sind ausgefeilt, die Band benutzt das Studio virtuos für raffinierte Details, woran Produzent Gregor Hennig wesentlichen Anteil haben dürfte. Schließlich nahm er auch schon eine Reihe von Ilse-Lau-Alben auf. Die Unterschiede zur Ilse liegen allerdings auf der Hand. Die Diametrics sind stärker am Song interessiert als an dessen Auflösung und Dekonstruktion. Kompliziert ist es immer noch, aber es gibt mehr Gesang und damit mehr Melodie. Und es hat sich an einigen Stellen eine gewisse Wut eingeschlichen, die vielleicht der Schwere des Vorhabens geschuldet ist.

■ Samstag (heute), 20 Uhr, Speicherbühne im Speicher XI