hamburger szene
: Urlaub in St. Georg

Über den Steintordamm in St. Georg zu trödeln ist ein bisschen wie zu verreisen. Die türkischen Obsthändler, der afghanische Gewürzladen oder der libanesische Imbiss lassen mich vergessen, dass ich mich in Downtown Hamburg und nicht im vorderen Orient befinde. Wenn der Falafel-Verkäufer dann noch auf Arabisch in sein Lädchen bittet, ist die Illusion perfekt.

Neulich hab ich in einer Seitenstraße Indien entdeckt. Als Laden, versteht sich. Und wie ich so durch den Raum schlendere, vorbei an Basmati-Reis in 20-kg-Säcken und den neuesten Blockbustern aus Bollywood, kann ich meinen Augen kaum trauen: an der Kasse steht ein Teller voll frischer Samosas, einem würzigen Snack, den ich während einer Indienreise kennen- und während meines Erasmus-Jahres in Barcelona lieben gelernt habe. Denn da gab’s die dreieckigen Teigtaschen an jeder Ecke.

In Hamburg ist der Laden vielleicht der einzige, der das kostbare Gut verkauft. Den Freudentränen über diese Entdeckung nahe schnapp ich mir also eine der Samosas und mache mich, über beide Ohren grinsend, auf den Weg nach draußen zum Verzehr. Als ich nochmal zurückschaue, trifft mein Blick den einer älteren Inderin – der Köchin vielleicht? –, die mir vergnügt hinterherschaut.

Und, als ob sie mir die entbehrungsreiche Zeit ohne Samosas ansehe, nickt sie mir wohlwollend zu, ganz so als wollte sie sagen: „Du hast es geschafft.“ Vielleicht aber auch einfach nur „Guten Appetit!“ BENJAMIN GEHRS