Jenni Zylka Der Wochenendkrimi
: In mediokrer Feierlaune

Fisch?“, fragt Angler-Hans seinen Kumpel beim Nachtangeln am stillen Aasee. „Nein, Fuß“, antwortet der: Am Haken baumelt ein durch eine Schiffsschraube abgeschnittener Schuh, komplett mit Inhalt.

Glücklicherweise eilt aber auch schon bald Münsters versiertester Kommissar herbei: Frank Thiel (Axel Prahl) mit Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) im Schlepptau, beide hatten eigentlich was anderes vor, der eine Fußballgucken, der andere selbstherrliche Dankesreden formulieren.

Im Folgenden werden zuhauf Pullover ausgezogen, um festzustellen, wie männlich oder weiblich jemand ist: Im 20. Münster-„Tatort“ (Buch: Christoph Silber und Thorsten Wettcke) lernt das Poltergeist/Feingeist-Team Thiel/Boerne einiges zur inneren und äußeren Sexualität. Das ist ein schwieriges Thema und wirkt in dem typischen Indizien-Verfolgungsparcours zuweilen ein wenig aufgesetzt. Dennoch ist der subtile Pragmatismus, mit dem Thiel und Boerne die Frage zu klären versuchen, wer denn nun Boernes alte Schulfreundin in den Kanal schubste und inwieweit Motorradgang- und Spitzensportzirkel der Stadt darin verwickelt sind, eigentlich ein gutes Zeichen: So beiläufig werden Begriffe rund um Intersexualität und Transidentik geklärt, dass man besser belehrt aus diesem runden, unterhaltsamen „Tatort“ herausgeht als aus vielen Dramen zum Thema.

Die Verknüpfung der mediokren Feierlaune der Ermittler im Jubiläumsfall mit den komplizierten Fall- und Identitätszweifeln ist die große Kunst der ansonsten klassischen Krimi-Tätersuche: Regisseurin Franziska Meletzky inszeniert leichtfüßig, Kamerafrau Eeva Fleig spickt den „Tatort“ mit hübschen Bildideen. Und apropos leichtfüßig: So einen schönen Hallux varus congenitus hat man auch lange nicht mehr im Fernsehen gesehen. Am besten stößt man beim Zugucken mit einer Flasche Pinkus Müller (Thiel) oder einem teuren Roten (Boerne) an.

20. Münster- „Tatort: Zwischen den Ohren“, So., 20.15 Uhr, ARD