Verallgemeinernde Argumentation

betr.: „Generalpardon für alles“ von J. Feddersen, taz vom 28. 8. 07

Es ist sinnvoll, die schwulenfeindlichen und gewaltbefürwortenden Aussagen von Bushido gegenüber Schwulen und Lesben sowie seine Einladung zum Konzert gegen Gewalt zu kritisieren. Selbstverständlich sollen schwulen- und lesbenfeindliche Kommentare auch bei Eingewanderten kritisiert werden.

Die verallgemeinernde Argumentation, dass Eingewanderten alles erlaubt sei („das Irgendwie-ausländisch-Sein als Generalpardon für alles“), erscheint jedoch geradezu als zynisch. In vieler Hinsicht unterliegen Eingewanderte ohne deutsche Staatsangehörigkeit besonderen rechtlichen Regelungen, erleben vielfältige alltagsrassistische Benachteiligungen, und es ist ihnen eben vieles weniger erlaubt als anderen und sie werden auf vielfältige Weise kritisiert. Feddersens vergleichende Gegenüberstellung von homosexuellen und eingewanderten Jugendlichen lässt zum einen unberücksichtigt, dass es auch viele schwule und lesbische Eingewanderte gibt und dass die Benachteiligung einer Gruppe nicht die Diskriminierung einer anderen relativieren sollte.

Zweifellos ist es möglich, als eingewanderte oder einheimische Person antirassistisch zu handeln und für die Rechte von Schwulen, Lesben und Bisexuellen einzutreten. Diesem Anspruch ist Jan Feddersen in seinem Artikel nicht gerecht geworden.

CLAUS MELTER, Oldenburg