DIE STIMMEN DER ANDEREN
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■ Il Sole 24 Ore (Italien)

Nur Peking kann Europa retten

Wir wohnen dem chaotischen Untergang von Jahrhunderten der westlichen Vorherrschaft bei. Seltsamerweise fehlt jedoch China in sämtlichen Vorschlägen zur Vermeidung des Niedergangs. Peking besteht zu Recht auf seiner Rolle und nutzt die Zweifel an der Kreditwürdigkeit der USA, um den US-Dollar als globale Leitwährung infrage zu stellen. Im Zuge der tatsächlichen und noch drohenden Staatspleiten büßt die EU jetzt für ihren Fehler, die Schulden nicht rechtzeitig vergemeinschaftet zu haben. Europäische Staatsanleihen wären weitaus sicherer als die Anleihen einzelner Staaten. Da Europa weltweit der größte Markt ist, wären solche Titel für China eine sinnvolle Investition.

■ The Financial Times (Großbritannien)

Der Lehrmeister aus Asien

China, das weltweit die meisten Devisenreserven hält, hat ein klares Interesse, die Stabilität der Eurozone zu erhalten. Seit dessen Entstehung 1999 war der Euro von Peking als ein potenzielles Gegengewicht zum US-Dollar gesehen worden. Aber China ist nicht die Wohlfahrt und Europa hat auch kein Recht, das zu erwarten. Peking verbindet schon jetzt die Unterstützung für die Eurozone mit der offiziellen europäischen Anerkennung von China als einer Marktwirtschaft. China unterstreicht auch, dass die Europäer dringend ihre Hausaufgaben machen müssen, indem sie die Schuldenkrise meistern und ihre Volkswirtschaften reformieren. Das ist eine Botschaft, der man kaum widersprechen kann.

■ Die Presse (Österreich)

Die EU darf sich nicht erpressen lassen

Was meint Chinas Premier Wen, wenn er fordert, die EU solle China „als Marktwirtschaft anerkennen“? Er will seinem Land, recht plump, Vorteile bei Handelsstreitigkeiten sichern. Dumping und Yuan-Manipulation wären dann nach den Regeln der Welthandelsorganisation weniger leicht einklagbar. Nur: 2016 hat sich China den ersehnten Status ohnehin ersessen. Und bis dahin wäre es nur töricht, dem „Freund“ vorauseilende Zugeständnisse zu machen. Denn die Akzeptanz bei der WTO ist das Letzte, worauf China verzichten kann: Sein Exportboom beruht zum größten Teil auf der Mitgliedschaft bei diesem Verein des freien, fairen Handels.

■ Lidove Novini (Tschechien)

Fairer Deal mit Peking

Peking möchte wissen, was es selbst davon hat. Jetzt könnte man sagen, dass China dem Westen Regeln diktiert. Aber Achtung: Das sind die Regeln, die sich der Westen ausgedacht und dann verletzt hat. Ist das also unfair? China ist die zweitstärkste Wirtschaftsmacht, der größte Exporteur und Gläubiger weltweit. Allein im vergangenen Jahr erhöhte es seine Ausfuhren in die EU um 19 Prozent. Logischerweise möchte es nicht, dass dieser Absatzmarkt zusammenbricht. Aber wenn es investieren soll, will es auch etwas dafür. Die WTO plant für 2016, Peking den Status einer Marktwirtschaft zuzuerkennen und damit auch den Schutz vor Antidumpingklagen. Nun soll Europa laut Premier Wen Jiabao dafür sorgen, dass das ein paar Jahre früher passiert. Das sei der Weg, wie Freunde mit Freunden umgehen. Erpressung? Nein, denn es sind die Europäer selbst, die China um Hilfe gebeten haben.

■ Neue Zürcher Zeitung (Schweiz)

USA von Eurokrise mitbetroffen

Die erstmalige Teilnahme des amerikanischen Finanzministers Thimothy Geithner am EU-Finanzministerrat im polnischen Breslau sorgt für Aufregung. Die USA haben schließlich genug eigene Probleme. Aber ihre Einmischung macht deutlich, dass der große Teich die Vereinigten Staaten nicht vor der europäischen Schuldenkrise schützt, genauso wenig wie der Atlantik die durch den Kollaps von Lehman Brothers ausgelösten Schockwellen von Europa fernhalten konnte. Die USA und Europa sind trotz Finanzkrise sehr eng über das Finanzsystem miteinander verflochten. Die Globalisierung des Finanzsystems ist in der Tat so weit fortgeschritten, dass die ganze Welt von solideren Banken profitieren würde.

Quellen: eurotopics, dpa