Stichwahl auf der Promi-Insel

SYLT-PERSONALIE

Am Sonntag fällt die Entscheidung über den Bürgermeister von Sylt. Oder die Bürgermeisterin – das wäre dann Gabriele Pauli, der mancherorts der Titel „CSU-Rebellin“ anhängt, seit sie 2006 den Abgang des damaligen Parteichefs Edmund Stoiber einleitete. Im ersten Wahlgang am 14. Dezember hatte die inzwischen Parteilose mit 30,6 Prozent die meisten Stimmen unter sechs KandidatInnen erhalten, nun tritt sie in der Stichwahl gegen Niklas Häckel an, der damals auf 27,0 Prozent gekommen war.

Im August hatte Pauli sich den Leuten auf der Nordsee-Insel zum ersten Mal präsentiert. „Sylt ist paradiesisch“, schwärmte die 57-Jährige, „wer sich hier verliebt hat, der bleibt.“ Die promovierte Politologin präsentierte sich im Wahlkampf betont sachorientiert und verwies auf 18 Jahre Erfahrung als direkt gewählte Landrätin im fränkischen Fürth.

Dagegen setzt der 40-jährige Häckel auf Sylter Herkunft – Stammbaum bis zurück ins 18. Jahrhundert – und Verwaltungserfahrung im Norden: als Bauamtsleiter in Kronshagen bei Kiel.

Es geht beim nun zu vergebenden Amt mitnichten nur um Glanz und Glamour: Die Sylter Tafel verzeichnet eine steigende Zahl von Bedürftigen auf der Insel. Ein Thema ist auf Deutschlands teuersten Flecken auch der Mangel an bezahlbarem Wohnraum: Viele Wohnungen werden in teure Ferienunterkünfte umgewandelt, im Winter wirken ganze Straßenzüge ausgestorben, Einheimische ziehen derweil aufs Festland, in der Saison werden Servicekräfte händeringend gesucht. Vom Tourismus wird die Insel dennoch weiter abhängen, auch die allsommerlichen Blechlawinen waren im Wahlkampf Thema.

Ebenso der Küstenschutz: Stürme nagen an den Sylter Küsten, Jahr für Jahr müssen an die Nordsee verlorene Strände neu aufgespült werden. Über das Wochenende sind erneut zwei Orkane vorhergesagt. Wenn Sylt danach noch existiert, hat es einen neuen Bürgermeister. Oder eine Bürgermeisterin.  SMV