LESERINNENBRIEFE
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Ach ja, die Piraten

■ betr.: „Interview nur gegen Kohle“, taz.de vom 7. 1. 15

Ach ja, die Piraten.

Ich gebe zu, ich habe in dieser Partei mal einen Hoffnungsträger im politischen Grau gesehen. Geblieben ist davon nur ein bitteres Geschmäckle, dass es sich dabei nur um eine Gruppe selbstverliebter Nerds handelte, die sich benommen haben wie Gossenkinder. Die Piraten haben sich mit ihrem öffentlichen Gezicke selbst zerlegt, und das ist auch gut so!

JOHN DOE, taz.de

Das Stigma der Armut

■ betr.: „Wir brauchen mehr Empörung“, taz.de vom 3. 1. 15

Die Empörung gegen Armut wird wohl in D auf sich warten lassen. Während sich Tausende gegen eine „Islamisierung“ auf der Straße einfinden, hält das Stigma der Armut Betroffene davon fern, ihren Unmut zu demonstrieren. „Ja, wer arm ist, ist selbst daran schuld“, das ist auch bei den Armen in Fleisch und Blut übergegangen, und die Scham tut ihr Übriges. Die Begüterten schauen nur über den Tellerrand, um sich gewiss zu sein, dass sie wohl die besseren Menschen sind.

Ich wünsche den Armen das Selbstvertrauen, sich als politische Strömung zu sammeln und ein Umdenken selbst zu stiften, damit sie endlich aus der lähmenden Opferrolle herausfinden.

ANAMOLIE, taz.de

Einfach nur widerwärtig

■ betr.: „Wir brauchen mehr Empörung“, taz.de vom 3. 1. 15

Statt dass sich Wolfgang Thierse (SPD) sowie die Staatssekretärin in der Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, Sabine Toepfer-Kataw (CDU), und andere als „edle Promi-Spender“ präsentieren, sollten sie lieber gerechte politische Rahmenbedingungen schaffen.

Das ist einfach nur widerwärtig!

WILLI, taz.de

Für das gute Leben

■ betr.: „Wir brauchen mehr Empörung“, taz.de vom 3. 1. 15

Nein, wir brauchen nicht mehr Empörung, sondern mehr und echte Demokratie, damit die viel beschworenen sogenannten mündigen Bürger_innen freier und selbstbestimmter das eigene Leben mitgestalten können. Das bedeutet eine Abkehr von Frau Merkels „marktkonformer Demokratie“ mit ihrem Wachstumscredo und BIP-Glück. Ein profit- und konkurrenzgetriebenes Wirtschaften ist ein Gewinner-Verlierer-System, dessen Reichtum auf Armut aufbaut, Solidarität zerstört und Demokratie aushöhlt. Empörung über Suppenküchen, Tafeln und Pegida-Bewegungen ist daher schlicht zu wenig.

Höchste Zeit, dass wir alle für das gute Leben aller Menschen auf die Straße gehen!

UTE PLASS, taz.de

Das Gegenteil von gut

■ betr.: „Wir brauchen mehr Empörung“, taz.de vom 3. 1. 15

Die Frau hat Nerven! Wo, bitte schön, soll denn die „öffentliche, politische Empörung über Armut“ herkommen, die Sabine Werth angeblich gerne hätte, wenn die Armen nicht vor Einkaufszentren oder Großbahnhöfen verhungern? Weil sie ja jeden Tag in der heimischen Küche und also unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Dose Fertigravioli oder Graupensuppe öffnen können? Eine Dose, die ihnen ein Helfer aus dem Bedürfnis heraus geschenkt hat, beim Zähneputzen im Badezimmerspiegel einen guten Menschen zu erblicken?

Mit Politikern, die sich allenfalls dann dazu bequemen, die Armut politisch zu bekämpfen, wenn ein Tsunami öffentlicher Empörung sie zum Jagen spült, lässt sich eine Idee wie die der frommen Tafeln einfach nicht vereinbaren. Wenn schon ein Druck, dann wenigstens ein ganz realer!

Gut gemeint ist immer noch das Gegenteil von gut. Nicht nur im fernen Afrika.

MOWGLI, taz.de

Verbrieftes Recht

■ betr.: „Atomkraft voll im Griff“, taz.de vom 7. 1. 15

Man kann von der Kernenergie tatsächlich halten, was man will, aber Polen hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet und ratifiziert und somit das völkerrechtlich verbriefte Recht auf die friedliche Nutzung der Atomenergie. Es ist schon eine – gelinde gesagt – eindeutige Doppelmoral in Deutschland, wenn nur Polen bezüglich Kernenergie kritisiert wird, die anderen Nachbarstaaten – insbesondere Frankreich und die Schweiz – nicht. DEUTSCH-POLE, taz.de