LESERINNENBRIEFE
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Das sind keine „Jungs“

■ betr.: „Das war nicht zufällig Frankreich“, taz vom 9. 1. 15

Als promovierter Islamwissenschaftler beschwört Guido Steinberg eindrucksvoll die Gefahr möglicher islamistischer Anschläge auch in Deutschland. Ebenfalls eindrucksvoll ist seine Wortwahl. Da gibt es einen „Qualitätssprung“ bei den bisherigen Anschlägen, die Terroristen werden „besser“, er spricht von einer „Quote“, wenn er das Verhältnis der Anzahl der Terroristen zu ihren Opfern meint, und bezeichnet Erstere als „diese Jungs“. Herr Steinberg, Sie berichten hier nicht über die Bundesliga. Es gibt keine Trefferquote wie bei den Stürmern von Bayern München. Terroristen werden auch nicht besser, sondern höchstens effektiver. Und vor allem: Das sind keine „Jungs“, sondern fanatische, brutale, Menschen verachtende Mörder. Wer sprachlich dermaßen verharmlost, setzt sich dem Verdacht heimlicher Sympathie aus. THOMAS KRAUSE, Bremen

Einfach feige

■ betr.: „Je suis Charlie“, taz vom 8. 1. 15

Als ehemaliger „Jugendarbeiter“ fällt mir ein Wort ein, das noch nicht so oft in diesem Zusammenhang gebraucht wurde: die Feigheit der Täter. Weil einige der arabischstämmigen Jugendlichen, die ich kannte, durchaus Sympathie für diese irren Gewalttäter hegen, sollte man vielleicht mal betonen, dass Leute, die mit Waffen gegen Unbewaffnete vorgehen, einfach feige sind, niemals Helden sein können, niemals Ehre haben können. Klar, eine simple Tatsache, aber unehrenhaft und feige zu sein, sind in diesen Kreisen die übelsten Beschimpfungen. Falls der Verstand noch nicht ganz eingeschaltet ist (Pubertät!), kann man vielleicht auf diesem Umweg einige Leute wach kriegen …

KLAUS HOHLE, Berlin

Ignorante Polizei

■ betr.: „Autobahnpolizei Schleifreisen“, taz vom 3. 1. 15

Man kann ja wirklich nur von Glück reden, dass es nicht um ’ne Vergewaltigung oder weitere NSU-Skandale ging. Die Ignoranz gegenüber den eigenen Pflichten ist gerade bei der Polizei immer mal wieder krass zu spüren, und ich hatte sogar im beschaulichen Chiemgau als Einheimischer schon den Fall, dass die Polizei den Beschuldigten ebenfalls als Zeugen ansah und mir dann empfahl, die Anzeige zurückzuziehen, da es sonst Aussage gegen Aussage stünde. In meinen Fall hatte ein rabiater Lkw-Fahrer eine lange Kolonne hinter einem Traktor überholt und einen entgegenkommenden Mofafahrer in die Wiese gedrängt. Den hätt’ ich mir noch krallen müssen, aber irgendwo ist dann auch mal Schluss. DANIEL LEBERT, Obing

Ungenannte Helden

■ betr.: „Ukraine. Helden – tiefer gelegt“, taz vom 3. 1. 15

Die Heldenverehrung scheint allen Kulturen und Gesellschaften gemein zu sein. Doch welche Instanz befindet darüber, wer sich zum Helden qualifiziert?

In Bezug auf die Ausstellung „Helden. Eine Inventur“ würde mich vorrangig eines interessieren: Haben die „Liquidatoren“ der Tschernobyl-Katastrophe es geschafft, Eingang in den Katalog der Heroenpersönlichkeiten zu erlangen? Unbestritten haben diese (meist jungen) Männer Leben und Gesundheit für die Gemeinschaft geopfert – die meisten freiwillig, einige unter Zwang. Eine angemessene medizinische Behandlung, Entschädigung oder sonstige Würdigung ist ihnen und ihren Familien vorenthalten worden.

Die erzwungene Geheimhaltung der Schicksale Hunderttausender Menschen eines Riesenreiches hat annähernd perfekt funktioniert. Dank nuklear-politischer Herrschaftsstrukturen in Ost und West hat kaum ein Hahn nach ihnen gekräht – und leider auch keine Henne gegackert.

CLAUDIA LIEBERS, St. Augustin