: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Abend wird im Buchladen Schwarze Risse in Kreuzberg das Buch „Umkämpfte Erinnerungen“ vorgestellt; es geht darin um die Geschichtspolitik in Kärnten, Slowenien und Triest, einer noch immer umkämpften Region, in der nationale Ansprüche verschiedenster Couleur aufeinandertreffen. Borut Klabjan zeigt am Beispiel der Kollaboration mit dem Naziregime, wie sich dort bis heute die Erzählungen über historische Vorgänge voneinander wesentlich unterscheiden. Morgen wird im Südblock ein weiteres Mal der Papstbesuch vorbereitet. Unter dem Titel „Gott will tear us apart – Religion, Identität und Kritik im Kapitalismus“ wird der Kulturwissenschaftler Boris Buden gemeinsam mit einer/einem Vertreter(in) der Gruppe New Order über die Perspektiven linker Religionskritik sprechen – die ja selbst oft auf dem Weg zu einem bizarren Fundamentalismus ist. Am Donnerstag wird vor dem Brandenburger Tor gegen den Papstbesuch in Berlin demonstriert. Bekanntlich fliegt der hohe Herr an diesem Tag ein und wird hernach mit Engelszungen gegen eine verrohte Welt predigen, deren Verrohung die katholische Kirche als politische Institution selbst wesentlich mit herbeigeführt hat. Über die Homosexualität, die er verbannt, wird er vermutlich schweigen, ebenso über die Kindesmissbrauchsfälle in katholischen Institutionen. Auch über die antisemitischen Tendenzen in seiner Kirche, die unter seiner Regentschaft zugenommen haben, wird weder von ihm noch von seinen begeisterten GastgeberInnen gesprochen werden. Dieses Beschönigen wollen die DemonstrantInnen dem Papst gründlich verderben. Nahezu zeitgleich wird in der Brotfabrik der Film „Der Pannwitzblick“ gezeigt, der auf sehr eindringliche Weise klarmacht, wie Behinderte den gesellschaftlichen Blick auf sich erleben. Danach soll diskutiert werden.
■ Erinnerungen: Mo., 19.30 Uhr, Gneisenaustraße 2a
■ Gott: Di., 19.30 Uhr, Admiralstraße 1
■ Papst: Do., 16 Uhr, Brandenburger Tor
■ „Der Pannwitzblick“: Do., 18 Uhr, Caligariplatz 1
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