Angst vor dem Ritt auf der Rasierklinge

SPD Je knapper es für Rot-Grün wird, desto lauter werden die Stimmen für ein Bündnis mit der CDU

Gänzlich unerschüttert ist nur Walter Momper. Der scheidende Präsident des Abgeordnetenhauses mahnt seine SPD zur Standhaftigkeit in Sachen A 100. „Eine Bürgerbefragung ist keine Lösung, das muss die Politik schaffen“, sagt Momper am Rande der SPD-Wahlparty im Kesselhaus der Kulturbrauerei.

Andere Sozialdemokraten bekommen freilich andere Probleme, je länger der Wahlabend dauert. „Bei der A 100 gibt es eine Kompromisslinie“, meint der frühere Landeschef Peter Strieder: „Wenn der Bund kein Geld gibt, kann sie so schnell halt nicht gebaut werden.“ Dennoch ist Strieders Freude getrübt. Laut Hochrechnung des ZDF hat ein mögliches rot-grünes Bündnis im Abgeordnetenhaus nur noch eine Mehrheit von einer Stimme. „Das wäre der Ritt auf einer Rasierklinge.“

Dabei gelten dem früheren Parteivorsitzenden und Stadtentwicklungssenator nicht nur die Grünen als unsichere Kantonisten, sondern auch die eigene Partei. „Die Linke ist diszipliniert, das kann man von den Grünen und der SPD nicht unbedingt sagen.“ Strieder selbst verfehlte 2002 bei seiner Wahl zum Senator im ersten Wahlgang die nötige Mehrheit.

Für Strieder rückt damit ein Bündnis mit der CDU in greifbare Nähe. „Das wäre ein anderes Bündnis als das, das wir 2001 beendet haben“, sagt er. „In einem solchen Bündnis verliert immer der kleinere Partner.“

Auch Marc Schulte, stellvertretender Landesvorsitzender der SPD, wertet die knappe Mehrheit für Rot-Grün am Wahlabend als Problem. Der Landesvorsitzende der Grünen, Daniel Wesener, räumt ein, dass die Debatte um Grün-Schwarz seine Partei Stimmen an die Piraten gekostet haben könnte. Tatsächlich könnte die Überraschung der Piraten ausschlaggebend dafür sein, dass es am Ende für Rot-Grün nicht reicht. So wie der Einzug der Alternativen Liste 1981 dafür sorgte, dass mit Richard von Weizsäcker ein CDU-Politiker zum Regierenden Bürgermeister wurde. UWE RADA