Rot-schwarze Drohkulisse für Grüne

Es reicht knapp für Rot-Grün

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Berlin hat Rot-Grün gewählt. Ein grandioser Sieg für die beiden Parteien war es nicht. SPD-Mann Klaus Wowereit konnte sein Image als Regierender Bürgermeister nicht in ein Mehr an Stimmenanteilen gegenüber 2006 ummünzen. Und die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast, stand einem vermeintlich größeren Erfolg ihrer Partei mehr im Weg, anstatt diesen zu befördern – von einem Machtwechsel à la Baden-Württemberg ganz zu schweigen.

Also alles klar in Berlin? Wohl kaum. Die Koalitionsgespräche zwischen den Sozialdemokraten und den Grünen versprechen spannend zu werden. Mehr noch, in ihnen liegt Sprengkraft. Klaus Wowereit will in den kommenden Jahren erneut den Metropolenchef geben. Berlin als internationale Kapitale, als Kultur- und Wirtschaftsstandort und vor allem als Verkehrs- und Luftkreuz bilden Wowereits Zukunftspläne. Der Ausbau der Stadtautobahn A 100 hat für ihn Priorität, selbst wenn wie bei diesem Projekt der Protest in den eigenen Reihen nur mühsam unter der Decke gehalten werden konnte.

Kröten schlucken

Die Grünen haben genau bei diesen Positionen Widerstand angekündigt: kein internationales Luftkreuz, weniger Berlin-Hype und vor allem keine neue Autobahn. Ihre Vorstellungen von einer ökologischen, gerechteren und vor allem bezahlbaren Hauptstadt konkurrieren mit dem Bild der Wowereit-Metropole. Darum stehen sie vor einem Dilemma: Wollen sie ihre Ziele durchsetzen, müssen sie in der Verkehrspolitik zum Kompromiss bereit sein – das heißt: eine dicke Kröte schlucken. Mauern sie, kann sich Wowereit die CDU ins Boot holen. Rot-Schwarz bleibt Drohkulisse.