Feuer und Flamme für das Grün

GOLF Deutschland will den Ryder Cup 2022 ausrichten. Auch darum konkurrieren Hamburg und Berlin

Martin Kaymer reckte beide Arme in die Luft. Dann wurde er auf dem Grün von einem Mob jubelnder Mitspieler verschluckt. Deutschlands bester Golfer hatte Geschichte geschrieben: mit seinem entscheidenden Putt beim wichtigsten Golfturnier. Das war 2012.

Solche Szenen hat Marco Kaussler wohl im Kopf, wenn er Sätze sagt wie: „Der Ryder Cup stellt Golf in seiner schönsten und emotionalsten Art dar.“ Kaussler leitet die Bewerbungskampagne für den Ryder Cup 2022 und ist auch verantwortlich für die Wahl des deutschen Kandidaten. Bekäme Deutschland vom europäischen Ryder-Cup-Komitee im Oktober 2015 den Zuschlag, wäre dies eine Premiere – und eine Zäsur für den Golfsport hierzulande: Das seit 1927 ausgetragene Duell zwischen den besten Profis aus den USA und Europa verfolgen angeblich 500 Millionen Menschen in 183 Ländern. Werbe- und Nachhaltigkeitseffekt für den Golf, den in Deutschland noch immer eine Aura des Elitären umgibt, wären enorm.

Vor vier Jahren scheiterte Deutschlands erste Bewerbung für den Ryder Cup 2018 kläglich, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit zeigten sich von dem Projekt wenig begeistert. Sportminister Thomas de Maiziere ätzte, Golf sei nur ein „Randsport“ und der Ryder Cup „nicht einmal eine Weltmeisterschaft“.

Letztlich wählten Kausslers arglose Vorgänger das beschauliche Neuburg an der Donau als Kandidaten. Und das Ryder-Cup-Komitee stimmte für einen französischen Klub bei Paris, für den der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy die Werbetrommel gerührt hatte.

So viel steht fest: Diesmal wird auch Deutschland mit einer Metropole antreten. Die Entscheidung fällt zwischen Hamburg und Berlin – den Rivalen auch um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024. „Hamburg und Berlin sind Weltstädte mit Super-Voraussetzungen“, sagt Kaussler. Die Signale aus Politik und Wirtschaft seien sehr positiv – ein „Abstrahleffekt durch die Olympia-Bewerbungen“.

Für Hamburg trauen sich drei Kandidaten zu, das dreitägige Event mit mehr als 100.000 Besuchern auszurichten: Der Golfklub Green Eagle bei Winsen – und zwei geheime Investorengruppen, deren Plätze nur auf dem Papier existieren. Nicht zur Wahl stellte sich Gut Kaden bei Alveslohe, Gastgeber vieler internationaler Turniere und in der Hamburger Olympia-Bewerbung für die Golf-Wettkämpfe vorgesehen.

Im Februar gibt Kaussler den deutschen Kandidaten bekannt. Ausschlaggebend wird neben der Klasse des Platzes und seiner Infrastruktur vor allem die Zusage von Großsponsoren sein. Damit sah es zuletzt eher mau aus. Als Veranstalter privat gesponserter Turniere hat Deutschland, positiv formuliert, den Ruf eines schlafenden Riesen. Das einzige namhafte Turnier sind derzeit die BMW International Open in München und Köln.

Vielen inländischen Golf-Fans wird es egal sein, welche Stadt das Rennen macht. „Wenn der Ryder Cup nach Berlin geht, freuen wir uns trotzdem wie Bolle“, sagt etwa Dominikus Schmidt vom Hamburger Golfverband. „Hauptsache Deutschland!“  MLI