RAUCHEN, HUSTEN, SPUCKEN
: Vor der Bibliothek

Gelegentlich fiel einem von ihnen ein Wort aus dem Mund

Der frühe Samstagnachmittag ist eine gute Zeit, um in die nahe gelegene Bibliothek zu gehen, gelesene Bücher zurückzugeben, neue auszuleihen. Mit korrektem Namen heißt die Bibliothek in der Frankfurter Allee Bezirkszentralbibliothek. Sie ist nach dem chilenischen Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda benannt, an den eine Büste erinnert.

Als ich an diesem Samstagnachmittag die Bibliothek mit drei Büchern verließ, lümmelten vier halbwüchsige Jungs auf den Stufen davor herum. Wie Bücherwürmer wirkten sie so gar nicht. Sie gaben sich drei ganz anderen Tätigkeiten voller Inbrunst hin: Sie rauchten, husteten und spuckten, in dieser Reihenfolge. Ich hockte mich einige Meter neben sie auf die Treppe und beließ es beim Rauchen. Die Jungs husteten und spuckten schon mehr als genug.

Ich schätzte ihr Alter auf 14, 15 Jahre, definitiv zu jung für Nikotin. Während ich meine Zigarette genoss, vernahm ich exakt einen einzigen ganzen Satz. „Ich freue mich so, im Bett zu liegen und Fernsehen zu gucken“, sagte der Junge, der auf der obersten Treppenstufe mehr lag, als dass er saß. Nachdem die Jungs ihre Smartphones aus den Hosentaschen geholt hatten, starrten sie auf die Displays. Sie rauchten, sie husteten und natürlich spuckten sie dann auch. Gelegentlich fiel einem von ihnen ein Wort aus dem Mund. Es war immer das Gleiche: „Geil.“

Als sie gingen, hinterließen sie viele Spuckeflecken und Kippen. Wenige Minuten später fuhr ich mit dem Rad an dem rauchenden, hustenden und spuckenden Quartett vorbei und überlegte, ob ich ihnen nicht einen Satz mit auf den Weg geben sollte. Aber mir fiel nur so was Dämliches wie „Lasst doch das Rauchen sein“ ein. Ohnehin kam mir einer der Jungs zuvor. „Rauchen ist nicht gut für junge Leute“, sagte er zu seinen Kumpels. Sie rauchten, husteten, spuckten und lachten. BARBARA BOLLWAHN