heute in bremen
: „Das ist kein Rentner-Ghetto“

Vortrag zu „Modellen kultureller Lebensorganisation von Menschen 50 plus“

taz: Herr Rauhe, Sie haben in Hamburg eine Wohnanlage mitentwickelt, nach deren Vorbild in Bremen das MusicVillage um den alten Sendesaal entstehen soll. Ist das eine Art Florida-Rentner-Ghetto mit Musikberieselung?

Hermann Rauhe, ehemaliger Präsident der Hamburger Musikhochschule: Aber überhaupt nicht! Das ist generationenübergreifendes Wohnen für Menschen aus allen Schichten, zu unseren 300 Veranstaltungen im Jahr kommen viele berühmte Gäste.

Aber können Sie die Qualität bieten wie andere Veranstaltungsorte?

Ja, wir liegen direkt neben dem NDR und haben gute Kontakte. Viele Künstler treten umsonst auf, weil es ihnen so gut gefällt.

900 Euro monatlich für ein Einzelappartement ist nicht gerade günstig…

Aber immer noch wesentlich günstiger als viele andere vergleichbare Anlagen. Sie haben hier ja nicht nur das kostenlose kulturelle Angebot, sondern auch ein Gesundheitszentrum. Da gehen Sie mit Ihrem Problem zur Rezeption und die empfehlen Ihnen einen der zehn Fachärzte. Es gibt ein Fitnesszentrum, ein Notrufsystem, im Preis inbegriffene Reinigung und vieles mehr.

Da gibt es bestimmt viele Interessenten…

Ja, aber wir nehmen nicht jeden. Man muss sich schon für Kultur interessieren.

Wie finden Sie das heraus?

In Gesprächen. Wir haben hier einen ehemaligen katholischen Priester, den die Kirche rausgeschmissen hat, weil er geheiratet hat. Das ist unser Kommunikator. Interview: Eiken Bruhn

Vortrag um 19 Uhr im Haus der Wissenschaften, Sandstraße 4-5