Ein Rahmen fürs Museum der Moderne

MUSEUMSNEUBAU Architektenverband fordert städtebaulichen Wettbewerb für das gesamte Kulturforum

Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aufgefordert, für das Kulturforum einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Zusätzlich zu dem anvisierten Architektenwettbewerb ausschließlich für das geplante Museum der modernen Kunst an der Potsdamer Straße müsse Berlins neuer Bausenator Andreas Geisel (SPD) das großräumige Quartier insgesamt in die Hand nehmen, „um die jahrzehntelangen städtebaulichen Versäumnisse aufzuarbeiten“, sagte Jörg Brause, Sprecher des renommierten Architektenverbandes, der taz. Der Senat sei aufgerufen, für das Verfahren die nötigen Gelder bereitzustellen. Die Wettbewerbe sollten in zwei Stufen durchgeführt werden, so der AIV-Sprecher.

Der Bund hatte im November 2014 entschieden, rund 200 Millionen Euro für den Neubau eines Museums der Moderne in Berlin zu investieren. Der Standort ist an der Potsdamer Straße zwischen der Neuen Nationalgalerie und dem Kammermusiksaal vorgesehen. 2015 wollen Berlin, der Bund und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) dafür einen Bauwettbewerb ausloben.

Nach Ansicht des AIV würde sich durch den weiteren Museumsneubau das Gesicht und die Funktion des Kulturforums nicht verbessern. „Es besteht sogar die Gefahr, dass durch einen neuen Solitär ohne städtebaulichen Rahmen die Probleme der vorhandenen Museen noch größer werden“, betonte Tobias Nöfer, Vorstandsmitglied im AIV. Den Besuchern begegne das Kulturforum heute – mit seinen Einzelbauten und der Rampe – „als unübersichtlicher und unwirtlicher Ort“.

Es sei zu befürchten, dass der Neubau diese räumliche Struktur zusätzlich verstärke, zudem verschlechterten sich die Sicht- und Wegebeziehungen zwischen den kulturellen Einrichtungen. „Hier kann nur ein städtebaulicher Wettbewerb die derzeitige Misere lösen“, sagte Nöfer.

Der Aufruf des AIV ist auch eine Reaktion auf die jüngsten Bemerkungen von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Während etwa SPK-Chef Parzinger das neue Museum „als Chance für die Weiterentwicklung des Kulturforums insgesamt“ betrachtet, äußerte sich Lüscher zu dem Standort skeptisch. Zudem sprach sie sich dafür aus, das Freiraumkonzept von 2009 jetzt umzusetzen. ROLF LAUTENSCHLÄGER