LESERINNENBRIEFE
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Aus und vorbei?

■ betr.: „Toxischer Ballast“, taz vom 8. 1. 15

Ich kann es nicht fassen! Da will ein rechtmäßig verurteilter Vergewaltiger wieder Fußball spielen – wie vor der Vergewaltigung, also so, als sei nichts gewesen – und kein Verein will ihn haben. Ewig soll er „am Pranger“ stehen und nicht von „diesem Ort der Schande“ loskommen. Der Autor haut mächtig auf die Pauke, um die schreiende Ungerechtigkeit („Stigmatisierung“!) in der taz zu verbreiten. Der Täter kommt aus der Haft und „das Etikett ‚Vergewaltiger‘ klebt wie ein Stigma auf ihm“.

Ich dachte bislang tatsächlich, das gelte nur für die Opfer, denn für keine vergewaltigte Frau (kein Kind, keinen Mann) ist die Tat nach zweieinhalb Jahren „reingewaschen“. Sicher, sie versuchen wieder klarzukommen in ihrem Leben, ihrem Job, in allem, was sie vorher waren, vorher, vor der Tat. Aber aus und vorbei? Nein.

Warum also sollte es für den Täter einfach so weitergehen, als wäre nichts geschehen? Er hat ein Recht auf Resozialisierung, sicher, aber das muss nicht heißen, dass er sein altes Leben einfach weiterleben kann. GISELA WUTTKE, Münster

Angstmacherei ist Terror

■ betr.: „Jetzt nicht den Kopf verlieren“, taz vom 9. 1. 15

Der Anschlag auf das Pariser Satiremagazin sollte allen Journalisten und Medienleuten bewusst machen, dass die eigentliche Gefahr für die Pressefreiheit nicht Kugeln und Bomben sind, sondern die Angstmacherei der Politiker vor dem „Terrorismus“. Denn Angstmacherei ist eine spezielle und fiese Art des Terrorismus. Deshalb vor allem droht der Pressefreiheit Gefahr seitens der Politik. Sind nicht seit dem 11. 9. 2001 schon erhebliche Grund- und Freiheitsrechte eingeschränkt worden?

Also, ihr Medienleute, es ist an der Zeit, dass ihr euch gegen jeden Angriff auf unsere gemeinsame Pressefreiheit wehrt – ob von rechts oder von links oder aus der sogenannten Mitte.

EDUARD BRYCHLIK, Selters

Nicht vergessen

■ betr.: „Tout le monde“, taz vom 12. 1. 15

Angesichts des Anschlags auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo trugen viele öffentliche Gebäude in vielen Städten Trauerbeflaggung. Auch ich bin erschüttert über diesen Anschlag. Darüber sollte aber nicht vergessen werden, dass weltweit in vielen Regimes (China, Saudi-Arabien etc.) JournalistInnen und andere Menschen verfolgt und ermordet werden, weil sie sich auf ihr Menschenrecht der freien Meinungsäußerung sowie auf die Pressefreiheit berufen. Müsste für sie dann nicht auch Trauerbeflaggung aufgezogen werden? JOACHIM FISCHER, Bremen

Die richtigen Worte

■ betr.: „Ihr nicht, Spackos! Kein ‚Aber‘ “, taz vom 9. 1. 15

Deniz Yücel findet die richtigen Worte, um Wut und Trauer auszudrücken, gepaart mit Abgrenzung von Rassisten und Neofaschisten, die ihr Süppchen kochen, sowie allen anderen, die die Morde hintenrum rechtfertigen wollen. Wenn er mit Zorn und Trauer statt mit Zorn und Dünkel schreibt, kommt das Richtige raus! Aber mag auch Pegida vor allem in Ostdeutschland stark sein, und mag die meiste Gewalt gegen die Freiheit der Kunst von muslimischen Fundamentalisten ausgeübt werden, so heißt das nicht, dass die westdeutschen Faschos oder die jüdischen und christlichen Fundamentalisten ungefährlich(er) seien. CHRISTINE GRAB, Schönau

Für besonnene Politiker sorgen

■ betr.: „Die Deformation des Islam“, taz vom 12. 1. 15

Ich möchte mich für den für mich sehr informativen und aufklärenden Artikel von Daniel Bax bedanken. Es waren genau meine Fragen und Überlegungen, die sich im Kreise drehten und nun angesprochen wurden.

Ich denke, dass man als mitteleuropäischer Mensch einfach diesen menschenunwürdigen und verachtenden Terrorismus weder durch die Ratio noch durch ein Verstehen nachvollziehen kann. Aber die Wege, die zu solchen barbarischen Taten führen, sind für mich nun etwas klarer. Nichtsdestotrotz sind auch wir alle im Alltäglichen gefragt, uns nicht einschüchtern zu lassen und für besonnene Politiker zu sorgen, die nicht nur mit Worten Zeichen setzen, sondern auch mit Taten. Denn an ihren Taten sollt ihr sie messen.

SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen

Wahldrohungen sind unerträglich

■ betr.: „Griechen für deutsche Lösung“ u. a., taz vom 7. 1. 15

Ich sage mit Sven Giegold, dass nur 11 Prozent der Griechenland-Milliarden tatsächlich den Griechen halfen. Das andere ging an Kapitalgeber – über Banken, Zinsen, Tilgung und anderen „Kapitaldienst“. Wir haben „uns“ also selbst gerettet. Ach wäre es schön, wenn das vor einer neuen Welle von Stammtischdiskussionen zu Griechenland vor den kommenden Wahlen alle wüssten! Die nahezu unverhohlenen Wahldrohungen der Kanzlerin und deren kapitalem Umfeld gegenüber dem griechischen Wahlvolk sind unerträglich und an berechnender Arroganz nicht zu überbieten.

HARDY AHLBORN, Herdecke