DER RECHTE RANDWAS DIE ERöFFNUNG EINES BEKLEIDUNGSGESCHäFTS NACH SICH ZIEHT
: Protest gegen „Thor Steinar“

Für seine Gegner ist es wohl naheliegend: Die Rollos an Fenster und Tür des Ladens sind – braun. Drinnen bietet das neue Bekleidungsgeschäft „Tonsberg“ im schleswig-holsteinischen Glinde (Kreis Stormarn) das Sortiment der unter Rechtsextremen beliebten Marke „Thor Steinar“ an. Herunter lassen mussten die Betreiber die Rollos schon öfters: Seit der Laden am vergangenen Freitag eröffnete, kam es wiederholt zu Protesten dagegen.

Gleich am Freitag kamen rund 200 Demonstranten in die Möllner Landstraße vor das Geschäft, dessen Eingang zwei schwarzgekleidete Männer bewachten. Die Demonstranten riefen „Nazis raus!“ und „Kein Nazi-Laden in Glinde und anderswo!“ und warfen Eier und eine Flasche.

Im Lebensmittelladen gegenüber waren sich Fleischverkäuferin und Hausfrau einig: „Das hat hier nichts zu suchen.“ „Erst als die aufmachten“, raunt man sich im Bäckerladen zu, „sah man, was die da anbieten – schlimm!“ Im Handyladen gibt sich der Verkäufer zugeknöpft: „Ich sag nichts!“ Es fanden aber auch Kunden den Weg zu „Tonsberg“: Mal drückten sich kräftig gebaute Männer an den Demonstranten vorbei, mal traten sie, mitsamt Frau und Kind, provozierend auf.

Bundesweit in elf Städten hat die Firma MediaTex, die „Thor Steinar“ vertreibt, inzwischen Geschäfte eröffnet. Immer wieder fühlten sich Vermieter getäuscht, Rechtsstreite laufen. Auch die Inhaberin des Ladens in Glinde gab bereits an, nicht gewusst zu haben, welche Marke da angeboten werden sollte: Von Outdoor-Bekleidung sei die Rede gewesen.

Die Stadt habe bereits Anwälte zu Rate gezogen, sagt der Glinder Bürgermeister Rainhard Zug (parteilos). Morgen wollen sich die politischen Parteien in der Stadt nicht-öffentlich darüber beraten, wie sie den Laden wieder loswerden könnten. Am Samstag planen Antifa-Initiativen einen Aktionstag.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland