Nix Proporz

FERNSEHPREIS Jury um Imagekorrektur bemüht

2010 war ein schwarzes Jahr für den Deutschen Fernsehpreis, der seit 1999 den Interessen von ARD und ZDF sowie von RTL und ProSiebenSat.1 gleichermaßen gerecht zu werden versucht. Manche sprechen von „Proporz“. Denn damit die kommerziellen Sender auch mal was gewinnen, haben die vier Stifter eine Reform der Preiskategorien beschlossen, die zu heftigen Protesten vor und während der Verleihung führte sowie zur Gründung des Branchenverbands Deutsche Akademie für Fernsehen.

Da die Fernsehpreisreform bis mindestens 2014 gilt, wird auch bei der 13. Verleihung am 2. Oktober in Köln wieder kein Cutter separat geehrt und kein Kameramann, dafür etwa „das innovative Programmfeld Dokutainment“ (Fernsehpreis-Website), eine Domäne der Privaten.

Abbau von „Vorurteilen“

Um die Wogen zu glätten, haben die Veranstalter Hans-Werner Meyer, als Vorstand des Bundesverbands der Film- und Fernsehschauspieler ein Protagonist des Protests im vergangenen Jahr, in die Jury berufen und Journalisten am Dienstagabend zum Hintergrundgespräch mit der Jury geladen. Was genau gesagt wurde, darf nicht geschrieben werden. Nur so viel: Das Bemühen um bessere Presse in diesem Jahr, um den Abbau von Vorurteilen, wie es die Juroren nennen würden, war deutlich spürbar.

Ausführlich begründeten Vertreter der neunköpfigen Jury unter Vorsitz von Springer-Außenminister Christoph Keese ihre Nominierungen in den zwölf Kategorien. Abgestimmt wird erst am Tag der Gala. Chancen auf den Titel „Beste Schauspielerin“ etwa haben so unterschiedliche Darstellerinnen wie Nina Kunzendorf („In aller Stille“) und Alexandra Neldel („Die Wanderhure“). „Bester Fernsehfilm“ kann die RTL-Komödie „Undercover Love“ genauso werden wie das BR-Drama „Die fremde Familie“. Wie lässt sich das vergleichen? Geht das überhaupt? Die Jury ist um ihre unlösbare Aufgabe des Ausgleichs der Interessen beider Systeme nicht zu beneiden. DENK

■ Alle Nominierten: www.deutscherfernsehpreis.de