Der Intendant akquiriert Unterstützung

Am Theater hat sich ein „Internationales Kulturforum“ gegründet – ein exklusiver Klub mit ökonomischer Power

Der neue Intendant Hans-Joachim Frey betont oft, dass die öffentliche Finanzierung der deutschen Staats- und Stadttheater perspektivisch an ihre Grenzen komme. In Bremen könnte es 2012 soweit sein. Dann nämlich läuft der kürzlich abgeschlossene Notlagentarifvertrag aus, der die Stadt jenseits aller Haushaltsvorbehalte zur Zahlung eines konstanten Zuschusses verpflichtet – wobei Frey schon jetzt im Schnitt 3,2 Millionen Euro weniger pro Jahr erhält als sein Vorgänger. Vor diesem Hintergrund hat er jetzt ein „Internationales Kulturforum“ gegründet.

Wenn sich dieser Förder-Klub nach Freys Wünschen entwickelt – auf etwa 200 Mitglieder – könnte ein privater Zuschuss von bis zu einer Million Euro jährlich generiert werden. Ebenso große Hoffnung setzt Frey auf eine politisch einflussreiche Lobby. Man wolle die öffentliche Hand keinesfalls aus ihrer Finanzverantwortung für das Theater entlassen, betont Norbert Schmelzle von Kaefer Isoliertechnik – frisch gekürter Präsident des Forums. Vielmehr seien die Beiträge zusätzlichen Aktivitäten, insbesondere der Nachwuchsförderung gewidmet. Darüber hinaus sollten die „vertieften Beziehungen“ zwischen Theater und Wirtschaft dazu dienen, „gesellschaftliche Gruppen wieder näher an das Theater heranzuführen“.

Gelegenheit dazu bietet etwa der neu eingerichtete Opernball, auch die ehemalige „Popo-Lounge“ im Theater, jetzt folgerichtig „Honours“-Lounge geheißen: als „Wohnzimmer“ und exklusiver Treff in Theaterpausen. Patrick Wendisch, bis vor kurzem Präses der Handelskammer, spricht von einer Stärkung der „geistigen und materiellen Voraussetzungen“ für die Theaterarbeit. „Natürlich wird sich die Theaterleitung unserer Kritik stellen müssen“, ergänzt Schmelzle. Zeichnet sich damit eine Veränderung der Intendantenrolle ab, hin zu einer lediglich moderierenden Funktion? „Nein“, sagt Frey. Diskussionen wie im künftigen Forum seien immer befruchtend, „je mehr Leute man einbindet, desto pluraler ist das Ergebnis“.

In Dresden konnte Frey bei dieser Aufgabe auf alten Adel zurück greifen: In seiner Funktion als Präsidiumsmitglied des dortigen „Forum Tiberius“ weilte unlängst Alexander Prinz von Sachsen, Gatte der Prinzessin Gisela von Bayern, in Bremen. Hier allerdings – gibt es denn auf dem Borgfelder Wümmehof keine Hohenzollern-Sprösslinge mehr? – ist das ganze Unternehmen deutlich bürgerlicher angelegt. Mit dabei ist unter anderem Klaus-Peter Schulenberg, dessen Firma „CTS eventim“ künftig den gesamten elektronischen Kartenverkauf übernimmt.

Henning Bleyl